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Press release: Alpine Naturgefahren im Klimawandel

Nr. 113/2012 - 20.06.2012

Projekt erforscht Veränderungen im Umgang mit Naturgewalten – Fördersumme rund 880.000 Euro

(pug) Die wissenschaftliche Erforschung von Klimawandel und Naturgefahren galt lange Zeit als Domäne der Naturwissenschaften. Die Beschleunigung und die gesellschaftliche Relevanz der klimatischen Veränderungen haben jedoch dazu geführt, dass sich auch die Geistes- und Sozialwissenschaften stärker an der wissenschaftlichen Debatte beteiligen. Das Projekt „Alpine Naturgefahren im Klimawandel – Deutungsmuster und Handlungspraktiken vom 18. bis zum 21. Jahrhundert“ will mit Hilfe einer sozial- und kulturwissenschaftlichen Problemanalyse Grenzen und Entwicklungslinien des Nachdenkens über Natur aufzeigen. An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten interdisziplinären Verbundprojekt sind die Universität Göttingen, die Freie Universität Berlin, die Technische Universität München und die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in der Schweiz beteiligt. Das Projekt wird über drei Jahre mit einer Gesamtsumme von 877.000 Euro gefördert.

„Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften befinden sich die Geistes- und Sozialwissenschaften im Feld der Klimaforschung noch im Anfangsstadium“, sagt Prof. Dr. Manfred Jakubowski-Tiessen vom Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göttingen und Leiter des Göttinger Teilprojekts. Zentrale Fragestellungen sind, wie sich die gesamtgesellschaftlichen Deutungsmuster und Handlungspraktiken seit dem 18. Jahrhundert verändert haben, ob sich das Naturgefahrenmanagement im Alpenraum durch den Diskurs über die Klimaauswirkungen gewandelt hat und welches lokale Wissen im Umgang mit Naturgefahren und -katastrophen weitergegeben worden ist. Diese Fragen werden sowohl theoretisch als auch empirisch erforscht.

Bisher war die Analyse fast ausschließlich auf den Nachweis naturwissenschaftlich belegbarer Ursachen für natürliche Ereignisse und auf die Vermeidung beziehungsweise Abschwächung negativer Folgen von Naturgefahren und Klimawandel fokussiert. „Nun sollen historische und systematische Ansätze verbunden werden, um wissenstheoretische und kulturelle Grundlagen der Beziehung zwischen Mensch und Natur zu untersuchen. Dabei ist beispielsweise zu klären, unter welchen historischen Bedingungen sich unser Naturverständnis herausgebildet hat und ob und wie sich im Diskurs über den Klimawandel die Deutung von Natur und Naturgefahren verändert“, sagt Prof. Jakubowski-Tiessen.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Manfred Jakubowski-Tiessen
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät
Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte
Heinrich-Düker-Weg 14, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-24659, Fax (0551) 39-24632
E-Mail: mjakubo@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/26972.html