Reformveränderungen im Gesundheitswesen: Die Einführung elektronischer Kartensysteme im Gesundheitswesen der korporativen Wohlfahrtsstaaten Deutschland und Österreich

Name: Stefanie Beck
Fakultät: Sozialwissenschaftliche Fakultät (Institut für Politikwissenschaft, Prof. Dr. Andreas Busch)
Promotionsthema: Reformveränderungen im Gesundheitswesen: Die Einführung elektronischer Kartensysteme im Gesundheitswesen der korporativen Wohlfahrtsstaaten Deutschland und Österreich
Kooperationspartner: Dr. Johannes Loxen, SerNet GmbH, Göttingen
Förderung: 6 Monate (mit einer 50 %-WiMi-Stelle) als PraxisForscherin in Kooperation mit einer Einrichtung der Region
Start des Kooperationsprojektes: 01.04.2014


Zielsetzung: In diesem Forschungsvorhaben soll untersucht werden, warum die jeweiligen elektronischen Kartensysteme im deutschen und österreichischen Gesundheitswesen eingeführt wurden - trotz der empirisch bewiesenen Reformunmöglichkeiten im Gesundheitswesen. Aus politikwissenschaftlicher Sicht leistet das Forschungsprojekt einen Beitrag zum besseren Verständnis von politischen bzw. institutionellen Veränderungen und wendet Makro- und Mikrotheorien der Vergleichenden Staatstätigkeitsforschung und der Policy-Forschung gleichermaßen an. Das Forschungsprojekt hat den Anspruch die angewendeten Theorien weiterzuentwickeln. Dies geschieht, indem das dynamische Zusammenspiel institutioneller, struktureller, situativer, personeller und zeitlicher Faktoren in einem Teilgebiet des Politikfeldes Gesundheitswesen herausgearbeitet werden und ein Tiefenverständnis komplexer und kontingenter Reformprozesse geschaffen wird. Aus praktischer Sicht unterstützen die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts Telekommunikations-Unternehmen darin, ihre Produkte an die Wünsche von Leistungserbringern, Krankenkassen und Patienten anzupassen und eine Strategie zu entwickeln, wie sie die Vorteile von E-Health den Interessengruppen effektiv kommunizieren können. Das ist von Bedeutung, da E-Health für die etablierten Interessengruppen und Politiker im Gesundheitswesen bislang zumeist ein neuer Bereich ist, in dem die Akteure wenig Expertenkompetenz aufweisen und dem sie deshalb kritisch gegenüber stehen.

Vorteile durch die Zusammenarbeit für den Projektpartner SerNet: Das Gesundheitswesen ist ein neuer Markt für das TelematikunternehmenSerNet (wie für alle Telekommunikations- und Informatikunternehmen). Deshalb soll das Forschungsprojekt SerNet dabei unterstützen, das neue Policy-Netzwerk besser kennenzulernen und zu verstehen. Durch die Analyse werden politische Motive im Bereich E-Health identifiziert und aufgezeigt, welche Interessen gesundheitspolitische Akteure und die Selbstverwaltung vertreten. Es soll dem Unternehmen aufgezeigt werden, an welchen Orten und durch welche Maßnahmen Interessensvermittlung gegenüber der Politik und Öffentlichkeit effektiv ist und an welchen Stellen durch Politikberatung nur Zeit und Geld verschwendet wird. Des Weiteren stellt das Forschungsprojekt ausführlich dar, welche E-Health-Anwendungen und Systeme in anderen europäischen Staaten genutzt werden und welche E-Health-Forschungsprojekte auf EU-Ebene stattfinden bzw. von der EU finanziert werden. Somit kann SerNet von besonders gelungenen Projekten und Anwendungen profitieren. Auch technische Fehler, die andere Staaten erfahren haben oder auf EU-Ebene entdeckt wurden, können so vermieden werden. Interessant ist für das Unternehmen auch, zu erfahren, wie stark der Einfluss der EU-Projekte und -Empfehlungen auf die nationale Politik ist. Hierzu wird das Forschungsprojekt einen Überblick geben. SerNet engagiert sich bereits intensiv auf internationalen Tagungen und in Netzwerken, wie BITCOM, DENIC und GUUG. Weitere Internationale Netzwerke, Verbände und Tagungen werden durch das Forschungsprojekt identifiziert und bewertet werden. Das Forschungsprojekt bietet SerNet nicht zuletzt einen Überblick über Entwicklungstendenzen und Bedarfe im Gesundheitswesen und wird neue potentielle Bestandskunden für SerNetidentifizieren. Von Bedeutung sind dabei diejenigen Kunden, die an neuen Entwicklungen im Bereich Informationssicherheit, Open Source Software und Outsourcing interessiert sind.

Was versprechen Sie sich von diesem Projekt? Der Geschäftsführer Herr Dr. Loxen des Projektpartners SerNet hat sich bereits bereit erklärt mir ein Interview zu geben. Durch dieses werde ich u.a. erfahren, welche Interessen Telematikfirmen im gesundheitspolitischen Bereich vertreten, welche neuen E-Health-Entwicklungen es gibt und welche Wege SerNet und auch weitere Telematikfirmen bisher genutzt haben, um Politikberatung durchzuführen. Mich interessiert dabei auch, wie erfolgreich die Kommunikation zwischen Selbstverwaltung und Unternehmen sowie Unternehmen und Politikern aus Sicht von SerNet zum Zeitpunkt der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte war und ist. Wichtig ist SerNet für mich auch deshalb, weil die Geschäftsleitung der Firma an internationalen Tagungen teilnimmt, die in den letzen Jahren verschiedene Kartensysteme im Gesundheitswesen thematisiert haben. Des Weiteren hat SerNet bereits einige Kunden aus dem Gesundheitswesen. Durch SerNet erhalte ich Einblick in die Zusammenarbeit zwischen der Telematikfirma und etablierten Akteuren im Gesundheitswesen.