Medienkompetenz entwickeln und steigern – ein Angebot der ZESS
…mehr als wischen, tippen, liken und sharen!
Für die Kommunikation zu wissenschaftlichen, akademischen und lebensnahen Themen sind immer häufiger effektive, konstruktive und kreative Methoden der Aufarbeitung gefragt, die die Informationen direkt und nachhaltig beim Empfänger platzieren. Statt einer umfassenden Folienpräsentation funktioniert vielleicht auch ein Erklärclip, aus einer Thematik für eine Hausarbeit kann evtl. ein wissenschaftliches Hörspiel werden, Gruppenarbeit kann durch kollaborative Tools unabhängig von Raum, Zeit und WhatsAPP funktionieren und ein ePortfolio kann die Erfahrungen eines Praktikums eigentlich besser illustrieren als ein gedruckter Bericht. Das Poster für die nächste Tagung und andere Printmedien für die Öffentlichkeitsarbeit könnten noch besser aussehen und die Inhalte dieses Absatzes ersetzt vielleicht auch dieser Infoclip:
Die Aufbereitung von Themen und Inhalten mit den Möglichkeiten der aktuellen Medien ist genau der Kernpunkt des Begriffs Medienkompetenz und auch der Auftrag, dem die ZESS in diesem Lehrbereich nachzukommen versucht. Medienkompetenz ist keine "Knöpfchenkompetenz", vielmehr geht es darum, mediale Botschaften verstehen und einordnen zu können sowie sie kritisch zu hinterfragen und entsprechend sorgsam eigene Inhalte produzieren zu können.
Und da ist es auch schon: eigene Inhalte produzieren! In einer Zeit in der zu ganz gleich welchem Thema gegoogelt und bei Wikipedia nachgelesen wird oder sich ein Clip auf youtube findet, muss auch überlegt werden, wer diese Inhalte eigentlich produziert. Und dann ist die Idee schnell geboren, es selbst zu tun. In den ZESS-Kursen können Methoden erlernt werden, die das Fachliche nach vorne bringen und deshalb eine sinnvolle Ergänzung zum Fachstudium sind.
Um mit eigenen Arbeiten wirklich punkten zu können, ist Sorgsamkeit in vielerlei Hinsichten gefragt. Funktioniert die Kernbotschaft? Welches Medium eignet sich für diese Thematik und mit welchem Format kann ich die Zielgruppe erreichen? Stimmen die Töne, sind die Urheberrechte beachtet, die Gegenpartei zu Wort gekommen und geht es um Pixel oder Vektorgrafiken, … – es macht einen Unterschied, ob man sich damit schon einmal befasst hat oder nicht.
Das Kursangebot erstreckt sich über die Kernbereiche Video, Web, Audio und Print sowie medientheoretisches Wissen, Medienbildung und journalistische Herangehensweisen. Allen Produktionen vorangestellt ist immer die Recherche und Konzeption – die Inhalte werden also nicht nur verarbeitet, sondern zwangsläufig auch erarbeitet: es findet eine direkte und intensive Auseinandersetzung damit statt, verschiedene Kontexte werden durchdacht, neue Formulierungen gefunden und schlussendlich wird ihnen ein neuer Ausdruck verliehen.
Das Lehrverständnis erklärt sich über ein triadisches Modell: drei miteinander agierende Elemente, die keine obligatorische Reihenfolge haben, zusammen aber eine Dynamik entfalten und Motor der Lernmotivation sind. Das gedrehte Dreieck ergibt eine Playtaste, die Symbol für die Laborsituationen sein kann. Das Ausprobieren und Präsentieren ist wichtig für die Überprüfung der Wirkung: Die meisten Produktionen werden gut, und falls nicht: es geht vor allem um die Erfahrung und deren Reflexion.
Die Lernsettings sind so arrangiert, dass authentische Produktionssituationen abgebildet werden (konzeptionelles Arbeiten nach einem Auftrag, Arbeit in Produktionsgruppen, Erleben von Redaktionssitzungen, Organisation von Projekten, Auftreten in der Öffentlichkeit, Präsentation, kollegiales Feedback, …), und geben Impulse für ein Weiterarbeiten über die Kursarbeit hinaus. Das Bestreben, möglichst mit kostenfreien Programmen und Diensten zu arbeiten und einfache Lösungen für gute Produktionen zu finden, ist immer gegenwärtig, denn es ist unwahrscheinlich, dass die Studierenden ein Tonstudio in ihrer Reichweite haben – brauchen sie auch nicht, ein Schrank reicht!
Im Kurs wird damit die Hürde zur Weiterarbeit so weit heruntergefahren, wie es möglich ist. In heterogenen Kleingruppen entstehen Flyer, Hörspiele, Weblogs, Videoclips uva., wobei immer versucht wird, die Arbeiten einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, um authentische Rückmeldungen zu erhalten. Dabei stellen viele der externen Lehrbeauftragten im Kurs und über die Veröffentlichung der Arbeiten eine greifbare Nähe zu ihren Fachdisziplinen her:
- im Radiokurs lehrt ein Mitarbeiter des StadtRadios Göttingen, dort wird auch gesendet
- ein Journalist gestaltet den Kurs Journalistische Praxis Printmedien und erarbeitet mit den Studierenden die Beiträge für den Seitenwechsel des Hochschulsports
- der Fernsehkurs produziert und sendet über die Studios des Offenen Kanals Kassel
- im FREIRAUM werden verschiedene journalistischer Formate abgebildet
- geht es um Medienethik, Datenjournalismus oder Wirkungsmechanismen arbeiten die Studierenden mit Kommunikationswissenschaftler*innen zusammen
- das Thema Medienbildung – Bildungsmedien wird gebloggt und findet thematisch die Nähe zur ZELB, wo der Kurs im Zertifikat Digitale Bildung anerkannt ist
- usw.
Durch die spätere Veröffentlichung erfolgt eine Wertschätzung der Arbeiten auf anderem Weg als nur durch eine Notenvergabe. Die Vielschichtigkeit der Kurse lädt Studierende aller Fakultäten dazu ein, die Arbeit Medienschaffender kennen zu lernen, sich selbst auszuprobieren, Talente und vor allem Brücken und Verbindungen zum angestrebten Berufsfeld zu entdecken. Die Kurse funktionieren einzeln, bieten im Verbund aber noch einen Mehrwert: nach erfolgreichem Besuch einer bestimmten Anzahl und Kombination von Kursen kann eine Prüfung zu einem der Zertifikate abgelegt werden: Zertifikat Medienkompetenz oder Zertifikat Journalistische Praxis. In Bewerbungsszenarien kann es attraktiv sein, wenn Arbeitsuchende zusätzlich zu ihrer fachwissenschaftlichen Ausbildung vorweisen können, dass sie mit einer wesentlichen Kulturtechnik dieser Zeit produktiv arbeiten und auch mithalten können, wenn es um die aktive Teilhabe an der Kommunikationsgesellschaft geht. Hintergrund: Der Lehrbereich Medienkompetenz wurde zum Mai 2010 eingerichtet und aufgebaut. Jedes Semester werden ca. 23 Kurse semesterbegleitend oder als kompakte Intensivkurse angeboten. Innerhalb der gesamten Universität gibt es eine gute Zusammenarbeit, immer wieder wertvollen kollegialen Austausch und gegenseitige Unterstützung von Mitarbeiter*innen verwandter und ähnlicher Arbeitsfelder, wie beispielsweise dem Bereichen E-Learning und der Pressestelle, dem Videoteam der SUB und auch den studentischen Unimedien GöHört, Augusta und univision. Auch außerhalb der Hochschule gelingt es, bestehende Strukturen und Angebote mit den Inhalten und Arbeiten einzelner Kurse zusammenzuführen (wie zum Beispiel über das StadtRadio Göttingen und den Offenen Kanal Kassel), so dass die Studierenden über die Laborsituation der Kurse hinaus eine konkrete Lernerfahrung im direkten Praxisfeld bekommen.