Workshop des LichtenberKollegs: „Der Traum der Vernunft und die Ungeheuer, die er gebiert“
Prozesse der Aufklärung und der Rationalisierung in Europa – Wissenschaftler diskutieren Phänomen der „Rationalitätsskepsis“
Prozesse der Aufklärung und der Rationalisierung in Europa waren Thema eines Workshops, der unter der Überschrift „Der Traum der Vernunft und die Ungeheuer, die er gebiert“ am 4. und 5. Juli 2008 an der Georg-August-Universität stattgefunden hat. Thematisiert wurde dabei insbesondere das Phänomen der „Rationalitätsskepsis“, das über das 18. Jahrhundert hinaus auch mit Blick auf die europäischen Kulturen der Vormoderne analysiert werden sollte. Über diesen Themenkomplex diskutierte eine Göttinger Forschergruppe aus den Literatur- und den Geschichtswissenschaften, der Theologie und den Rechtswissenschaften mit geladenen Experten aus dem In- und Ausland.
„Die Tendenzen zu Rationalisierung und Bürokratisierung von Gesellschaften, die charakteristisch für das Europa der Aufklärung waren, sind nicht universal übertragbar und führen nicht zwingend zur Demokratisierung und in den Rechtsstaat hinein. Im Gegenteil: Angesichts neuer globaler Probleme wie religiösem Fundamentalismus hat sich vielfach eine Rationalitätsskepsis breit gemacht“, so Prof. Dr. Frank Rexroth vom Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte. „Welche Widerstände Aufklärungs- und Rationalisierungsprozesse in der Vergangenheit provoziert haben, sollte in ihrer historischen Tiefe bis in das Mittelalter zurückverfolgt werden, denn in den Kulturwissenschaften werden diese Phänomene bislang meist nur mit einer zeitlichen Verengung auf die vergangenen 200 Jahre begriffen.“
Mit dieser Veranstaltung präsentierten die Göttinger Forscher das von ihnen beantragte Graduiertenkolleg „Expertenkulturen des 12. bis 16. Jahrhunderts“.