Armut und Agenda 2010 in Göttingen. Ein kritischer Armuts- und Reichtumsbericht.

Projektleitung: Dr. Hans-Dieter von Frieling
Projektzeitraum: April 2008 bis April 2009

Kommunale Sozialberichte, die sich schwerpunktmäßig mit Armut und mit der Lebenssituation von Armen befassen, gibt es seit Mitte der 1980er Jahre in der BRD. Ihr Ziel ist es, soziale Probleme und Problemgebiete in der Stadt rechtzeitig zu erkennen, um sozialstaatliche und sozialplanerische Maßnahmen zu verbessern. Armuts- und Reichtumsberichte werden inzwischen auch auf der nationalen Ebene erstellt. Der dritte nationale Bericht ist im Juni 2008 von der Bundesregierung verabschiedet worden.

Armutsberichte gibt es auch von gewerkschaftlichen und karitativen Organisationen, die vor allem Armut als einen gesellschaftlichen Missstand und als eine Fehlentwicklung kritisieren. Auf der lokalen Ebene, d.h. für Göttingen, existiert kein aktueller Bericht. Die Erarbeitung eines solchen Berichtes im Rahmen des Forschungsprojektes kann dazu beitragen, die Arbeit des Runden Tisches „Armes Göttingen“ zu unterstützen.

Dies erscheint umso wichtiger, als mit dem Inkrafttreten von Hartz IV, der zunehmenden Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und des Anwachsens des Niedriglohnsektors die Armutsquote weiter steigt. Die Folgen sozialer Ausgrenzung zeigen sich auch in der Stadtstruktur und der Entwicklung einzelner Stadtteile.

Im Rahmen einer Lehrveranstaltung wurde eine wissenschaftlich fundierte Bestandsaufnahme der Armutslagen in der Stadt Göttingen durchgeführt. Diese Bestandsaufnahme wertet kleinräumig statistische Daten aus und analysiert die Entwicklung der „bekämpften Armut“ in Göttingen seit Anfang der 1990er Jahre. Das Projekt soll einen früheren Bericht (1) fortschreiben und aktualisieren.

Die statistische Analyse wird ergänzt werden durch Erfahrungsberichte von Personen, die Transfereinkommen beziehen, und von Beratern und Einrichtungen, die Transfereinkommensbezieher betreuen oder unterstützen.

Ziel des Berichtes besteht nicht nur in einer Bestandsaufnahme über Umfang und Ausmaß von Armut (und – sofern sich das überhaupt ermitteln lässt – von Reichtum) und über lokalpolitischen Armutsbekämpfungsmaßnahmen. Der Bericht will auch untersuchen, wie politisch mit Armut und den von Armut Betroffenen umgegangen wird. Diese Analyse fragt nicht nur nach den Formen des Umgangs, sondern vor allem nach den Zielen, den Handlungsspielräumen und den Legitimationsstrategien lokaler Politik und insbesondere der Funktion sozialstaatlicher Politik.

Der Bericht wurde im April 2009 veröffentlicht.

Zugehörige Dokumente:
Frieling, H.-D. von 2009: Armut und Agenda 2010 in Göttingen. Ein kritischer Armuts- und Reichtumsbericht. Göttingen, 142 Seiten.
[PDF, 3,2 MB]

(1) Frieling, H.-D. von (Hrsg.) 1995: Konturen der Armut in Göttingen – Ein Werkstattbericht der Projektgruppe „Armut in Göttingen“. Göttingen.