Basierend auf der zehnjährigen Erfahrung in der Begleitung von Promovierenden in den Gesellschaftswissenschaften und den forschungsbasierten Diskussionen um Diversität, Intersektionalität und Befähigung fokussiert die GGG das Zusammenwirken von fünf in Hinblick auf Promovierende besonders zentrale Diversitätsdimensionen: (1) Geschlecht, (2) Vereinbarkeit von Familie/Privatleben und Wissenschaft, (3) Internationalität, (4) soziale Herkunft sowie (5) Behinderung und chronische Erkrankung (zur Genese der fünf Dimension siehe Hintergründe). Diese fünf Dimensionen wirken nicht isoliert. Vielmehr verstärken und vermischen sich die damit verbundenen Privilegien und Barrieren.
Im ersten Schritt werden die fünf Dimensionen und die mit ihnen verbundenen Herausforderungen hier skizziert, während im Konzept auf ihre intersektionale Verknüpfung eingegangen wird.
(1) Geschlecht wirkt sich immer noch als „gläserne Decke“ aus: Obwohl inzwischen gleich viele Männer und Frauen Schule und Studium erfolgreich abschließen, sinkt der Frauenanteil in der Übergangsphase von der Promotion zur Postdoc-, während der Postdoc-Phase und insb. bei der Berufung auf Professuren und Leitungsfunktionen in Universitäten rapide ab. Dies gilt in unterschiedlichem Ausmaß für alle Fächer, auch für die Gesellschaftswissenschaften.
(2) Vereinbarkeit: Studium, Wissenschaft und Beruf sind nach wie vor nur schwer mit Kinderbetreuung, Familie im erweiterten Sinne, Pflegeverantwortung und Privatleben vereinbar. Obwohl bereits Maßnahmen zur Kinderbetreuung, Telearbeit, Teilzeit-promotion und flexiblen Arbeitszeiten bestehen und weitere denkbar sind, stehen diese Eltern und Menschen mit Pflegeverantwortung bislang nicht hinreichend zur Verfügung. Darüber hinaus sind die oft entgrenzten Arbeitszeiten, Wochenendarbeit, Reisen, Gremien¬arbeit usw. kaum vereinbar mit Privatleben, Gesundheitsprävention und Ehrenamt.
(3) Internationalität: Promovierende, die zur Promotion nach Deutschland kommen, stehen vor besonderen Herausforderungen hinsichtlich des Aufenthaltsrechts, sozialer Fragen (wie Wohnung, Versicherung, Kinderbetreuung) und der hiesigen Wissenschaftskultur. Daher haben sie einen hohen Bedarf an zusätzlichen Informations- und Beratungsangeboten.
(4) soziale Herkunft: Gerade in Deutschland entscheidet die soziale Herkunft immer noch stark über Bildungschancen und den Verlauf von Qualifizierungsphasen. Personen studieren und promovieren signifikant häufiger, wenn sie aus einem Haushalt von Akademiker*innen kommen. Dies verschärft sich mit jeder Qualifizierungsstufe hin zur Professur.
(5) Behinderung und chronische Erkrankung: Physische oder psychische Verfassung beeinflusst, wie jemand lernt, lehrt und forscht. Ein Mangel an barrierefreien Zugängen zu Räumen, Informationen und Veranstaltungen kann zu ungleichen Chancen führen.