Gender und Genre - Populäre Serialität zwischen kritischer Rezeption und geschlechtertheoretischer Reflexion

Gender und Genre - Populäre Serialität zwischen kritischer Rezeption und geschlechtertheoretischer Reflexion

Gender und Genre
Populäre Serialität zwischen kritischer Rezeption und
geschlechtertheoretischer Reflexion

"Serien dürfen [?] als eines der agilsten Formate moderner
Selbstreflexion gelten; sie haben ein geradezu natürliches Interesse an
Thematiken der Erneuerung, Expansion und Überbietung."
Nicht nur die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellt fest, dass sich
Wissenschaft und Feuilleton gegenwärtigen Fernsehserien mit einer
Begeisterung widmen, die ehemals ?großer Literatur? vorbehalten war.
Fernsehen erhält durch den Serienboom neuen Aufschwung, die Ausstrahlung
fungiert als Werbung für die in immer kürzeren Abständen erscheinenden
DVD-Kompilationen, welche dann letztendlich im heimischen Bücherregal
neben Goethes Werken und der Reclam Universalbibliothek stehen dürfen.
Sind diese Serien die neue Form des großen Erzählens und bieten sie
damit auch dieselbe gesellschaftskritische Relevanz wie die alten?
Durch ihre umfassende mediale Präsenz haben Serien das Potential, als
vermittelte Er-fahrungswelten das Einstellungs- und Wertegefüge ihrer
Rezipient_innen entscheidend mitzuprägen. Dabei sind sie als
popkulturelle Phänomene aber auch zunehmend dem Vorwurf ausgesetzt,
konservative Genderkonzepte zu reproduzieren. Ist Populärkultur also
Trivialkultur und damit Ausdruck einer antimodernen Haltung, die das
Ziel einer geschlechtergerechten Gesellschaft implizit oder explizit in
Frage stellt?
Die Ringvorlesung ?Gender und Genre? wendet sich gezielt dem subversiven
Potential popkultureller Ausdrucksformen zu. An aktuellen Beispielen
unterschiedlicher Serien-genres sollen Geschlechterkonstruktionen
offengelegt und mit Blick auf gesellschaftspolitische Dimensionen
hinterfragt werden.
Abseits von Credit Points und Prüfungsleistungen möchte die
Vortragsreihe ?Gender und Genre? mit ihrem thematischen Schwerpunkt
Studierende und Lehrende zu einer gemeinsamen Reflexion über
gesellschaftsrelevante Fragen am Beispiel aktueller popu-lärkultureller
Phänomene anregen. Die einzelnen Sitzungen sind deshalb so konzipiert,
dass Vortrag, Rezeption und Diskussion je ca. 30 Minuten und damit den
ungefähr glei-chen Stellenwert einnehmen. Zunächst soll ein einleitender
Vortrag das serielle Genre skizzieren und mit einer gendertheoretisch
relevanten These aufwarten. Im Anschluss folgen Episoden oder längere
Ausschnitte aus dem besprochenen Medienprodukt, auf deren Basis die
eingangs formulierte These diskutiert werden kann.

Die Vortragsreihe wird mittwochs von 20 bis 22 Uhr im Hörsaal 400
(Möncheberg 7) stattfinden.

05.11.2014
Prof. Dr. Stefan Neuhaus (Koblenz): Schmerzensmänner.
Orientierungslosigkeit und Identitätssuche in postmodernen
Detektivserien, am Beispiel von Kenneth Branaghs ?Wallander?-Verfilmung
von ?One Step Behind? (dt. ?Mittsommermord?)

12.11.2014
Urania Milevski (Kassel): Söhne regulierter Anarchie? SAMCRO zwischen
matriarchalem Ursprung und patriarchaler Herrschaft

19.11.2014
Felix Woitkowski (Kassel): (Ab-)gespaltene Männlichkeit, oder: Die
Konstruktion mul-tipler Geschlechteridentitäten in ?Jekyll?

26.11.2014
Paul Reszke (Kassel): ?The Sopranos? ? Die Transformation traditioneller
Männlichkeit durch moderne Weiblichkeit

03.12.2014
Dr. Veronika Schuchter (Innsbruck): Queere Utopien? ?The L-Word? und
?Queer as Folk? zwischen Heteronormativem Erzählen und Heterophobie

10.12.2014
Sophie Ziegler (Kassel): Schön, Empfindsam, Kriegerisch ? Über
Geschlechterperspekti-ven bei ?Bishoujo Senshi Sailor Moon?

14.01.2015
Martin Böhnert (Kassel): Sheriffs, Captains, Cowboys and a Woman in
Space ? Gender-konstruktionen in drei Jahrzehnten Science-Fiction-Anime

21.01.2015
Ruth Knepel (Frankfurt): Spiel, Sex und Sieg ? ?Game of Thrones?
zwischen Vergewalti-gungs- und Ermächtigungsfantasien

28.01.2015
Murat Sezi, Hanna-Luna Braunewell (Kassel): Finding a room of one?s own
in a Mad Men?s world: Raum als Mittel zur Inszenierung von
Geschlechterrollen

04.02.2015
Prof. Dr. Stefan Greif (Kassel): Gender vs. Genre ?
Geschlechterdynamiken im Tatort ?Im Schmerz geboren?