Judaistik
Geschichte
Das Institut wurde 1950 von dem Neutestamentler Joachim Jeremias unter dem Namen "Institut für spätjüdische Religionsgeschichte" gegründet. Es stand im Dienste der Erforschung des Judentums neutestamentlicher Zeit und der Vermittlung entsprechender Kenntnisse an die Studierenden der evangelischen Theologie. Forschung und Lehre hingen weitgehend von den Forschungsschwerpunkten des jeweiligen Institutsdirektors ab. Joachim Jeremias (1950-1968) konzentrierte sich auf die Theologie und Geschichte des palästinischen Judentums, speziell zur Zeit Jesu; ähnlich Eduard Lohse (1968-1971) mit einem Hauptgewicht auf Qumran. Unter seinen Nachfolgern Hans Conzelmann (1973-1979, Geschichte des frühen Christentums im Rahmen seines jüdischen Umfeldes) und Hartmut Stegemann (1980-1997, Qumran), baute Berndt Schaller (1972-1995) zunächst als akademischer Rat, dann als Dozent das Lehrangebot weiter aus (griechischsprachiges Judentum, Targumim und rabbinische Literatur). Ferner war für kurze Zeit Gert A. Wewers (1984-1985, rabbinische Literatur) am Institut tätig.
Von 1997-2024 war Hans-Jürgen Becker, früher am Institut für Judaistik in Berlin, erstmals ein Judaist (mit dem Forschungsschwerpunkt Rabbinische Literatur) Direktor des Instituts. Er gehört sowohl der Theologischen als auch der Philosophischen Fakultät an. Die wissenschaftliche Arbeit am Institut für Judaistik versteht sich heute als Göttinger Beitrag zu den Bemühungen einer internationalen Forschergemeinschaft.
Ausstattung
Die Institutsbibliothek ist seit ihrer Gründung stetig gewachsen und umfaßt zur Zeit über 8000 Bände zum Gesamtgebiet der Judaistik. einen besonderen Schwerpunkt bildet die Literatur des rabbinischen Judentums. Der Bestand wird kontinuierlich durch Werke zum mittelalterlichen und neuzeitlichen Judentum ergänzt.
Seit 1997 wurde eine ca. 125 Spulen umfassende Mikrofilmsammlung mit den wichtigsten mittelalterlichen Handschriften der Werke des klassischen Judentums aufgebaut.
Mit dem Institut sind zur Zeit eine Professur und ein Lehrauftrag für rabbinisches und modernes Hebräisch verbunden.
Lehrangebot und Studium
Neben judaistischen Vorlesungen, Seminaren und Übungen wird in jedem Semester ein vierstündiger Kurs in rabbinischem und modernem Hebräisch angeboten. Die Themen betreffen überwiegend das antike Judentum; es finden aber auch Veranstaltungen zum ost- und mitteleuropäischen Judentum des 19. und 20. Jahrhunderts statt. Seit 1997 kann Judaistik als Hauptfach im Promotionsstudiengang der evangelischen Theologie gewählt werden.