La Losilla: Dritte Feldkampagne (September / Oktober 2021)

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Abb. 18: Ausgrabung der Basilika, Zustand im September 2021.

Nach monatelangem Projektstillstand, der den pandemiebedingten Beschränkungen geschuldet war, konnten wir die Feldarbeiten im Spätsommer 2021 fortsetzen. Diesmal konzentrierten wir die Kräfte auf zwei Bereiche, nämlich den mittleren Bereich des Nord- und den östlichen Teil des Südschiffes (Schnitte 20 und 21); parallel dazu wurde der Profilsteg abgebaut, der zwischen den Schnitten 18 und 19 stehengeblieben war (Abb. 18). Schließlich wurden drei weitere Gräber geöffnet, nämlich Nr. 11 und 22 im Mittelschiff sowie Nr. 13 im Bereich des ‚Chorus‘ am östlichen Ende des Mittelschiffes.

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Abb. 19: Schnitt 20 im Bereich der Arkadenreihe zwischen Mittel- und Nordschiff. Römischer Altar im Fundament von Pfeiler N4.

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Abb. 20: Grab 26 in Schnitt 20, direkt nördlich der Nordmauer des Langhauses.

Im Bereich von Schnitt 20 konnten wir in einem kleinen Bereich den spätantiken Boden aus Mörtelestrich fassen. An weiteren Befunden ist zunächst das im Seitenschiff befindliche Grab Nr. 24 zu nennen, das wohl bereits in spätantik-frühmittelalterlicher Zeit aufgebrochen und beraubt worden war. Bei einer Sondage im Bereich des Arkadenpfeilers N4 zeigte sich, dass zur Fundamentierung dieses Pfeilers ein römischer Altar zweitverwendet worden war (Abb. 19), ein weiterer Beleg für den umfangreichen Einsatz von Spolienmaterial bei Errichtung der Kirche. Interessant waren die Mauern, die nördlich an die Nordwand des Langhauses ansetzen und die zu Annexräumen gehört haben müssen, die sich auf dieser Seite an die Kirche angeschlossen haben. Zwei weitere Gräber konnten wir nördlich der Nordwand dokumentieren, das Grab Nr. 25, das wir aus Zeitgründen nicht mehr geöffnet haben, und das bescheidene Grab Nr. 26, das ein sehr zierliches Skelett barg und bei dem es sich offenbar um eine Erdbestattung gehandelt hat (Abb. 20).

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Abb. 21: Fragmentierter Marmorschaft mit angearbeitetem Kapitell aus Schnitt20 (Inv.-Nr. Añ21.2004.046).

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Abb. 22: Grabinschrift der Abitia und der Birisenda aus Schnitt 19 (Inv.-Nr. Añ20.1908.111).

Was das Fundmaterial betrifft, so ist insbesondere das Fragment eines marmornen Säulenschaftes mit angearbeitetem Kapitell zu nennen (Abb. 21), das von seinen Dimensionen her gut zu den weiteren Schaftfragmenten passt, die wir 2019 in Schnitt 16 und 2015 in Schnitt 15 gefunden hatten. Das Stück lag innerhalb des Schutts des Kirchendaches, so daß schwer zu sagen ist, woher es ursprünglich stammt – es sieht danach aus, als sei ein an irgendeiner Stelle befindliches liturgisches Möbel, vielleicht ein Ziborium, in der allerletzten Nutzungsphase der Kirche gewaltsam zerstört worden, wobei einzelne Fragmente innerhalb des Bauwerkes verteilt wurden.
Ein weiterer bedeutender Fund ist die vollständig erhaltene Grabinschrift zweier Frauen, einer Abitia und einer Birisenda (Abb. 22): Die kleine Marmorplatte hatte verkehrt herum auf dem spätantiken Laufhorizont aufgelegen; sicher stammt sie aus der Basilika, wenn auch die Zuordnung zu einem bestimmten Grab nicht möglich ist. Die undatierte Platte – anhand der paläographischen Charakteristika wird man sie im 7. Jh. ansetzen können – kommemoriert die gleichzeitige Beisetzung der beiden Frauen, von denen die eine 76, die andere nur 25 Jahre alt wurde; damit stellt sie eine Besonderheit unter den spätantik-westgotenzeitlichen Epigraphen dar.

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Abb. 23: Schnitt 21 im östlichen Bereich des Südschiffes mit Versturzmaterial, September 2021.

In Schnitt 21 legten wir den verbliebenen Teil des Südschiffes frei (Abb. 23). Auch hier, im Bereich der Südostecke, waren stattliche Spolienquader in den Mauerverband integriert gewesen. Von besonderem Interesse waren die Befunde südlich des Seitenschiffes: Dass sich hier einst Annexbauten angeschlossen haben müssen, hatten wir schon vom Oberflächenbefund her erwartet; überraschend war es, hier auf in situ befindliche Reste eines opus signinum-Bodens zu stoßen – es erscheint ausgesprochen lohnenswert, die Grabungen im Bereich dieser Annexe eines Tages fortzusetzen.

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Abb. 24: Grab 13 in Schnitt 01, im südlichen Bereich des ‚Chorus‘ am östlichen Ende des Langhauses, Oktober 2021.

Schließlich sind die Ergebnisse der Nacharbeiten in den Schnitten 01 und 19 zu referieren: In Schnitt 01, im Bereich des ‚Chorus‘, öffneten wir das ungestörte Grab Nr. 13 (Abb. 24); es enthielt neben dem Skelett des zuletzt beigesetzten Individuums noch Skelettreste wenigstens eines weiteren Individuums, das zuvor dort bestattet gewesen war.

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Abb. 25: Grab 22 in Schnitt 19, im mittleren Bereich des Mittelschiffes, Oktober 2021.

Grab Nr. 22 in Schnitt 19 war dasjenige des Hieronimus, den die 2019 in situ aufgefundene Inschrift kommemoriert; die große Tiefe des Grabes und dessen sorgfältiger Verschluss hatten das Eindringen von Wasser weitgehend verhindert, so dass sich das Skelett des Verstorbenen in ungewöhnlich gutem Erhaltungszustand präsentierte (Abb. 25). Interessant war der Befund, dass hier wohl gleichzeitig auch ein Kleinkind beigesetzt worden ist, dessen kleines Skelett teils neben und teils auf den Gebeinen des Hieronimus lag. Da die Grabinschrift keinerlei Hinweise auf dieses zweite Individuum gibt, kann man über die Umstände, die zu dieser ‚Doppelbestattung‘ geführt haben, derzeit nur spekulieren.
Bei Grab Nr. 11, ebenfalls in Schnitt 19 gelegen, handelte es sich wiederum um einen in den Kirchenboden eingelassenen Granitsarkophag (Abb. 26), dieser von deutlich besserer Qualität als die übrigen aus ‚La Losilla‘ bekannten. Er enthielt die – leider schlecht erhaltenen – Skelette von wenigstens drei erwachsenen Individuen und außerdem eine Gefäßbeigabe in Form eines kleinen Kruges.

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Abb. 26: Grab 11 in Schnitt 19, im mittleren Bereich des Mittelschiffes, Oktober 2021.

Völlig unerwartet war hier der Fund des fehlenden Fragmentes der Hieronimus-Inschrift, die 2019 in situ über dem benachbarten Grab Nr. 22 angetroffen worden war: Es befand sich in der Verfüllschicht rings um den Sarkophag von Grab Nr. 11, wohin es beim letzten Grabverschluss gelang sein muss. Die Hieronimus-Inschrift ist nun also vollständig (Abb. 27); neben dem tatsächlichen Wortlaut des Textes in den Zeilen 8 bis 12 ist nun auch die Datierung geklärt: Hieronimus starb am 18. Tage vor den Kalenden des Mai wohl im Jahre der Era DCLXXXIIII, also am 14. April des Jahres 646 n. Chr.

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Abb. 27: Grabinschrift des Hieronimus (Inv.-Nr. Añ19.1908.100) mit dem 2021 neu aufgefundenen Fragment (Inv.-Nr. Añ21.1916.149).

Was die Feldarbeiten betrifft, so wurden die innerhalb des laufenden Projektes angestrebten Ziele mit Abschluss der dritten Grabungskampagne erreicht: Der Kernbau der Kirche von ‚La Losilla‘, die dreischiffige Pfeilerarkadenbasilika, war vollständig freigelegt und dokumentiert worden (Abb. 28). Derzeit noch ausstehend sind die Nachbearbeitung des Fundmaterials, die Aufarbeitung der im Felde entstandenen Dokumentation sowie Analysen – und natürlich die Auswertung der erhobenen Daten.

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Abb. 28: Ausgrabung der Basilika, Zustand im Oktober 2021.


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Projektleitung: Dr. Fedor Schlimbach
Laufzeit: August 2018 - März 2022