Scripta Qumranica Electronica
1,6 Mill. Euro für deutsch-israelisches
Verbundprojekt zu Texten vom Toten Meer
Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und Israel Antiquities Authority entwickeln Datenbank „Scripta Qumranica Electronica“
GÖTTINGEN / JERUSALEM. Im Rahmen der Deutsch-Israelischen-Projektförderung des Bundes (DIP) fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ein neues Projekt der Universitäten Göttingen, Haifa und Tel Aviv in Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und der Israel Antiquities Authority (IAA) in Jerusalem zu den Handschriften vom Toten Meer. In dem Projekt „Scripta Qumranica Electronica“ werden Qumranforscher und Computerwissenschaftler eine dynamische, virtuelle Forschungsumgebung zur Digitalisierung der Texte vom Toten Meer entwickeln. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt und wird mit rund 1,6 Millionen Euro gefördert.
Geplant ist eine Verknüpfung der Datenbank des Qumran-Wörterbuch-Projekts der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen mit der Handschriften-Datenbank der Leon Levy Dead Sea Scrolls Digital Library der IAA. Durch die Entwicklung diverser Instrumente und Anwendungen sollen die Bilder der Handschriften mit den Transkriptionen der Fragmente und allen dazugehörigen zusätzlichen Informationen wie Lesevarianten, Parallelhandschriften, Versionen, materielle, paläographische und linguistische Daten, englische Übersetzung u.a.m. verbunden werden, um so eine neue Generation kritischer Editionen zu ermöglichen, die die älteren (im Druck erschienenen) Editionen in sich aufnehmen, weiterführen und durch zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten ergänzen.
Das Projekt wird eine virtuelle Forschungsumgebung entwickeln und exemplarische Mustereditionen repräsentativer biblischer und nicht-biblischer Texte aus den Höhlen von Qumran erarbeiten. Die Forschungsumgebung enthält alle verfügbaren Informationen zu den einzelnen Fragmenten und kann kontinuierlich mit neuen Daten erweitert werden. Die gespeicherten und miteinander verbundenen Daten können einzeln abgerufen oder in beliebiger Kombination genutzt werden, um etwa eine materielle Rekonstruktion von Fragmenten überprüfen oder selbst durchführen oder eine eigene Edition und Übersetzung generieren zu können. Für die biblischen Texte werden sämtliche Varianten in den Handschriften vom Toten Meer mit einem mehrdimensionalen Klassifikationsschema erfasst, das eine Analyse der Textgeschichte nach unterschiedlichen Parametern erlaubt. Sämtliche Module werden auf der Plattform der Leon Levy Dead Sea Scrolls Digital Library der IAA publiziert.
Das Projekt wird auf israelischer Seite von Dr. Jonathan Ben Dov (Department of Bible, University of Haifa) zusammen mit Prof. Dr. Nachum Dershowitz (School of Computer Sciences, Tel Aviv University), auf deutscher Seite von Prof. Dr. Reinhard G. Kratz (Theologische Fakultät der Universität Göttingen und Akademie der Wissenschaften zu Göttingen) geleitet. Für Teilprojekte sind Dr. Noam Mizrahi (Department of Hebrew Culture Studies, Tel-Aviv University) und PD Dr. Ingo Kottsieper (Akademie der Wissenschaften zu Göttingen) verantwortlich. Weitere assoziierte Partner sind Prof. Dr. Lior Wolf (School of Computer Sciences, Tel Aviv University), Prof. Dr. Daniel Stökl Ben Ezra (École pratique des hautes études, Paris), Prof. Dr. Shani Tzoref (Abraham Geiger Kolleg/Institut für Jüdische Theologie, Universität Potsdam).
Weitere Informationen:
Kontakt:
Prof. Dr. R. G. Kratz
Georg-August-Universität
Seminar für Altes Testament
Platz der Göttinger Sieben 2, D-37073 Göttingen, +49-(0)551-39-27129/27130
E-Mail: reinhard.kratz@theologie.uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/56085.html