Re-Visionen. Kulturwissenschaftliche Herausforderungen interkultureller Germanistik
Tagung der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik
an der Georg-August-Universität Göttingen
vom 23.09. bis zum 27.09.2010
Vor 25 Jahren wurde die Gesellschaft für interkulturelle Germanistik im Rahmen der Vierten internationalen Sommerkonferenz von internationalen Germanisten an der Universität Karlsruhe gegründet. Unter dem Thema der Tagung „Inlands- und Auslandsgermanistik. Differentiae specificae“ wurden Überlegungen vorgetragen, „dass germanistische Lehre und Forschung im nichtdeutschsprachigen Ausland verstärkt ihre fremdsprachenphilologische Dimension“ in den Blick zu nehmen habe. Ziel war es, sich mit der kulturvarianten Konturierung des Faches zu befassen und mit diesem Ausgangspunkt zu neuen Fragestellungen und Ausbildungskonzepten zu kommen.
Gemeinsamer Nenner des wissenschaftlichen Austauschs war das Bestreben, die Beschäftigung mit deutscher Sprache, Literatur und gesellschaftlicher Wirklichkeit kulturwissenschaftlich und komparatistisch zu begründen, hermeneutische Ausgangspositionen zu präzisieren und Lehre und Forschung lernerzugewandter zu gestalten als bisher und sich daraus ergebende gemeinsame Frageinteressen der Germanistik als Fremdsprachenphilologie, der Muttersprachengermanistik und des Faches Deutsch als Fremdsprache zu bündeln.
Aufgeworfen waren damit Fragen des Kanons, der Kulturalität von Texten, der vermittlungsrelevanten Eigenschaften von Literatur, der Entwicklung einer Literaturlehrforschung der deutschen als einer fremden Literatur, Fragen der Universalität und Kulturspezifik von Wissenschaft und Wissenschaftspraxis, die sich als kommunikatives Handeln in Text und Gespräch konkretisiert.
Die selbstreflexive Auseinandersetzung mit Konzepten wie Interkulturalität, Fremdverstehen und Kultur mündete in den Folgejahren in kulturwissenschaftliche Erweiterungen und Transformationen, wie sie sich seit Beginn der 90er Jahren auch in anderen Disziplinen vollziehen. Die Praxis kulturwissenschaftlicher Diskussionen, Konzepte an unterschiedliche Theorietraditionen anzuschließen, sie aktualisierend in neue Bezüge zu stellen und die Reichweiten von in der europäischen Tradition herausgebildeten Begriffen zu überprüfen, hat eine Unabgeschlossenheit und Mobilität von Begriffen erzeugt, die der Kontingenz ihrer Gegenstände entspricht. Das betrifft den zentralen Begriff der Kultur ebenso wie daran angeschlossene Konzepte von Interkulturalität, Transkulturalität und Multikulturalität.
Die Tagung Re-Visionen stellt sich die Aufgabe, Ausgangsfragen interkultureller Germanistik in Beziehung zu setzen zu kulturwissenschaftlichen Entwicklungen der letzten zwei Jahrzehnte. Welche neuen Antworten gibt es auf alte Fragen? Welche Fragen sind heute anders zu stellen?
Dabei sollen vor allem drei alte Problemzusammenhänge neu in den Blick genommen werden. Das Verhältnis von
(1) SPRACHE, TEXT, KONTEXT UND INTERKULTURALITÄT
(2) KULTUR – VERMITTLUNG – ÜBERSETZUNG
(3) MEHRSPRACHIGKEIT UND INTERKULTURALITÄT
Um einen intensiven Austausch über diese Zusammenhänge zu ermöglichen, sind als Arbeitsformen je drei Expertenkolloquien vorgesehen, zu denen Sie eingeladen sind, Vorschläge für Beiträge einzureichen. Eine Konkretisierung und Beschreibung der vorgesehen Kolloquien finden Sie jeweils unter den drei Bereichen.
Im Rahmen einer Projektwerkstatt können darüber hinaus laufende Projekte vorgestellt und diskutiert werden. Bitte um Vorschläge auch hierzu.