Dr. Karolin Wetjen (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Dr. Karolin Wetjen (geb. 1986) studierte Geschichte und Latein an der Universität Göttingen. 2019 erfolgte ebenfalls in Göttingen der Abschluss der Dissertation. In ihrer Arbeit untersucht sie Aushandlungsprozesse des Religiösen in einer verflechtungsgeschichtlichen Perspektive am Beispiel der Leipziger Mission am Kilimandscharo zwischen 1890 und 1920. 2017 war sie als Vertretung wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere Geschichte (Prof. Dr. Rebekka Habermas). Von 2019 bis März 2023 forschte sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Kassel im Arbeitsbereich Neuere und Neueste Geschichte (Prof. Dr. Hubertus Büschel). Ihr Habilitationsprojekt nimmt mediale Entstehungs- und Veränderungsprozesse von Klimadebatten im Zeitraum zwischen 1800 und 1970 in den Blick. Dabei werden wissens- und wissenschaftsgeschichtliche Fragestellungen mit mediengeschichtlichen Ansätzen zu einer Geschichte von Klimawissen in der Moderne verknüpft. 2022 war sie im Rahmen des Projekts Fellow am Forschungskolleg Transkulturelle Studien der Universität Erfurt. Für ihr Studium und ihre Arbeiten wurde Karolin Wetjen mit Stipendien und Grants u. a. der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Studienstiftung des Deutschen Volkes, des DAAD, und der Göttinger Graduiertenschule für Geisteswissenschaften ausgezeichnet.



Wissen über das Klima, über anthropogenen Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Umwelt prägt heutige Debatten. Was genau wann unter Klima jedoch von wem verstanden wurde, hat sich im Zuge des 19. und 20. Jahrhunderts stark gewandelt. Klima war nicht nur ein wichtiges Thema wissenschaftlicher Fachdebatten, sondern ebenso Teil politischer, wirtschaftlicher, kolonialer und medizinischer Diskurse wie auch bürgerlicher Konversationspraxis. Über Klima wurden Vorstellungen von Zeit, Vergangenheit ebenso wie Zukunft, und Raum organisiert. Hier setzt das das Habilitationsprojekt, das an der Schnittstelle von Wissens- und Mediengeschichte angesiedelt ist, an und untersucht den Wandel, die Verschiebungen und Verengungen vom Wissen über Klima(-wandel) in der Zeit zwischen ca. 1800 und etwa ca. 1970. An exemplarisch ausgewählten Fallbeispielen möchte die Studie deswegen Fragen nach der Entstehung, Vermittlung und Verbreitung der verschiedenen verflochtenen Aspekte des Klimawissens nachgehen. Drei Perspektiven sind dafür leitend: Erstens soll nach den medialen Produktions- und Verteilungspraktiken, -logiken und -bedingungen von Klimawissen gefragt werden; zweitens soll den verschiedenen Dimensionen von Klimawissen mit und jenseits der rein wissenschaftlichen Dimension nachgegangen werden. Drittens soll Klimawissen als Zugang zu Ordnungsprozessen von Raum und Zeit verstanden werden; dabei soll erstens untersucht werden, wie Zeitordnungen durch die Beschäftigung mit dem Klima herausgefordert werden; zweitens soll den Konstruktionsbedingungen nachgegangen werden, unter denen Klimawissen Skalierungen zwischen dem Lokalen, Regionalen und Globalen ermöglichte.

Das Projekt verbindet also Kolonial- und Missionsgeschichte mit wissensgeschichtlichen bzw. theologiegeschichtlichen Perspektiven, um der Frage nach der Veränderung von Religion und Christentum in der Moderne nachzugehen. In einer Verbindung von mikrohistorischen und diskursanalytischen Ansätzen untersucht die Arbeit in einer Verflechtungsgeschichte, die Aushandlungsprozesse vom Christentum in der und durch die Mission analysiert, am Beispiel der Leipziger Mission am Kilimandscharo zwischen 1890 und 1920, wie in der Mission Formen vom Christentum ausgehandelt, religiöses Wissen produziert und angewandt wurde und wie dieses Wissen im Kaiserreich reflektiert und eingesetzt wurde. Methodisch folgt das Projekt einer postsäkularen Perspektive auf Religion. Religion und Christentum werden mithin als Objekt von Aushandlung begriffen. Die Arbeit argumentiert dementsprechend, dass die Mission, die dortigen Grenzziehungen des Religiösen und Aushandlungsprozesse des Christentums, in den zeitgenössischen theologischen und innerkirchlichen Debatten als »Laboratorien« galten, in denen alternative konservative Entwürfe von Kirche und Gemeinschaft erprobt wurden und schließlich als Lösungsvorschläge in die Debatte um Religion und Moderne mittels wissenschaftlich-theologischer Beiträge ebenso wie über die Frömmigkeit weiter Kreise ansprechender Missions- und Kirchenzeitschriften eingespeist wurden.


  • Mission als theologisches Labor. Aushandlungen des Religiösen um 1900, Stuttgart 2020.
  • Rezensionen: Historische Zeitschrift 314 (2022); Central European History 55 (2022), 1, Sehepunkte, Church History 2 (2022), Theologischen Revue Jg. 118 (2022)
  • Das Globale im Lokalen. Die Unterstützung der Äußeren Mission im ländlichen lutherischen Protestantismus um 1900, Göttingen 2013.

  • gem. mit Philipp Müller, Richard Hölzl, Bettina Brockmeyer (Hg.), Schweigen machen. Zugänge zur Geschichte der Moderne, Frankfurt/New York 2024.
  • gem. mit Linda Ratschiller (Hg.), Verflochtene Mission. Neue Perspektiven auf die Geschichte von Missionen, Köln/Weimar/Wien 2018.

  • Die Zeiten des Klimas. Mediale Klimawandeldebatten im ausgehenden 19. Jahrhundert, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 73 (2023), H. 3, S. 291–307.
  • gem. mit Hubertus Büschel: Sinnliche Kontaktzonen. Ein Plädoyer für die Sinne in der Kolonialgeschichte, in: ÖZG 33 (2022), 180–190.
  • 'Almost Christian but not quite'. Der Begriff des "Heidenchristen" und die protestantische Mission, in: Interkulturelle Theologie. Zeitschrift für Missionswissenschaft 48 (2022), H. 2, 77–96.
  • "Aller Welt die Bibel, allermeist aber der evangelischen Welt". Bibel, Buch und globaler Protestantismus
im 19. Jahrhundert, in: Historische Anthropologie 25 (2017), H. 3, 367–390.

  • The “Middle Things”. Differentiating between the Religious Spheres in Indian and African Mission Contexts in the Nineteenth Century , in: Monika Wohlrab-Sahr/Daniel Witte/Christoph Kleine (Hg.), Historicizing Secular-Religious Demarcations. Interdisciplinary Contributions to Differentiation Theory.
  • Explaining Climate Change and Predicting its Impacts. The Popularization of Brückner’s Theory on Climate Variations as an Anticipatory Narrative, in: Evi Zemanek/Christopher Schliephake (Hg.), Anticipatory Environmental (Hi)Stories: Narratives of Coming Nature(s) – from Antiquity to the Anthropocene, Lanham/ML, zur Veröffentlichung angenommen.
  • A Mission’s Colonialism. The Leipzig Mission Society and Colonial Negotiations of the Religious and the Secular, in: Moritz Fischer / Michael Thiel (Hg), Investigations on the "Entangled History" of Colonialism and Mission in a New Perspective – Untersuchungen zur "Verflechtungsgeschichte" von Kolonialismus und Mission in neuer Perspektive. 20. Ludwig-Harms-Symposium, Berlin 2022, 115–130.
  • Entangled Mission: Bruno Gutmann, Chagga Rituals, and Christianity,1890–1930, in: Jenna Gibbs (Hg.), Global Protestant Missions. Politics, Reform, and Communication, 1730s–1930s, London/New York 2020, 209–230.
  • gem. mit Richard Hölzl: Negotiating the Fundamentals? German Missions and the Experience of the Contact Zone, 1850–1918, in: Rebekka Habermas (Hg.), Negotiating the Secular and the Religious in the German Empire. Transnational Approaches, Oxford/New York 2019, 196–234.
  • Gemeinde im Laboratorium. Aushandlungsprozesse des Christentums und Kirchenzucht in der Mission am Beginn des 20. Jahrhundert, in: Linda Ratschiller/Karolin Wetjen (Hg.), Verflochtene Mission. Neue Perspektiven auf die Geschichte von Missionen, Köln/Weimar/Wien 2018, 89–116.
  • gem. mit Linda Ratschiller: Verflochtene Mission. Ansätze, Methoden und Fragestellungen einer neuen Missionsgeschichte, in: dies., Verflochtene Mission. Neue Perspektiven auf die Geschichte von Missionen, Köln/Weimar/Wien 2018, S. 9–24.
  • Religionspädagogische Resonanzen und die Mission. "Christianity-Making" im missionarischen Bildungsraum am Ende des 19. Jahrhunderts, in: David Käbisch/Michael Wermke (Hg.), Transnationale Grenzgänge und Kulturkontakte: Historische Fallbeispiele in religionspädagogischer Perspektive, Leipzig 2017, S. 23–38.
  • Abdrucken, Verändern, Auslassen. Das Stationstagebuch der Station Mamba im Missionsblatt der Leipziger Missionsgesellschaft um 1900, in: Silke Strickrodt/Katja Werthmann/Geert Castrick (Hg.), Sources And Methods For African History And Culture. Essays in Honour of Adam Jones, Leipzig 2016, S. 201–220.
  • Der Körper des Täuflings. Konstruktionen von Körpern und die Beschneidungsdebatte der Leipziger Missionsgesellschaft, ca. 1890–1914, in: Siegfried Weichlein/Linda Ratschiller (Hg.), Europäische Missionare und afrikanische Körper, Köln/Weimar/Wien 2016, S. 73–94.
  • Mission im, trotz und als Kolonialismus. Anmerkungen zur Leipziger Mission, in: Habari 16 (2014), H. 3, S. 36–43.
  • "... ich ersuche ihn herzlich, uns recht oft mit seinen vortrefflichen Aufsätzen zu erfreuen." Christliche Autoren in der Zeitschrift Sulamith, in: Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 5 (2011), Nr. 8, S. 1–7. Download als PDF
  • "Die Straße des Verderbens". Schwarzmarkt und Göttinger Nachkriegskriminalität, in: Maren Büttner/Sabine Horn (Hg.), Alltagsleben nach 1945. Die Nachkriegszeit am Beispiel der Stadt Göttingen, Göttingen 2010, S. 31–58.

  • zu Gilles Vidal, Marc Spindler et Annie Lenoble-Bart (dir.), L’ Allemagne missionnaire d’ une guerre à l’ autre (1914–1939). Effrondrement et resilience, Paris, Karthala, 2017, in: Social Sciences and Missions 34 (2021), 247–249.
  • zu Johannes Paulmann (Hg.): Humanitarianism and Media. 1900 to the Present. New York 2019, in: H-Soz-Kult 02.12.2019. Online hier verfügbar

  • aus dem Englischen: Patrick Harries, Von der Information zum Wissen. Ein Missionsarchiv zu Afrika, in: Rebekka Habermas/Alexandra Przyrembel, Von Käfern, Märkten und Menschen. Kolonialismus und Wissen in der Moderne, Göttingen 2013, S. 126–136.

  • Bericht über die Sektion „Sinnliche Fakten“ auf dem 54. Deutschen Historikertag und Interview mit Karolin Wetjen, MDR Kultur am Nachmittag, 22.9.23
  • Interview Online hier verfügbar
  • Tagungsbericht: Missionarinnen und Missionare als Akteure der Transformation und des Transfers. Außereuropäische Kontaktzonen und ihre europäischen Resonanzräume, 1860–1940. 29.09.2011–01.10.2011, Göttingen, in: H-Soz-u-Kult, 12.11.2011. Online hier verfügbar
  • Blogeintrag: "Eine feste Burg ist unser Gott". Kirchenmusik und Identität in der Äußeren Mission um 1900, in: Klang und Identität, 25.05.2015. Online hier verfügbar


  • Roundtable: Zwischen Präsentismus und Anthropozän – Zeitlichkeiten und die Frage nach dem Aktivismus in der Geschichtswissenschaft, Leuphana Universität Lüneburg, September 2024.
  • Lokal, regional, global. Wie vergangene Skalierungen das Bild vom Klima prägen, Ludwig-Maximilians-Universität München, September 2024.
  • Temperaturerfahrungen. Zugänge zum Klimawissen im 19. und 20. Jahrhundert, Vortrag im Rahmen des Oberseminars Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Justus-Liebig-Universität Gießen, Juni 2024.
  • Die gefühlte Temperatur. Zugänge zum Klimawissen im 19. Jahrhundert, Vortrag im Rahmen des Kolloquium zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Ruhr-Universität Bochum, Mai 2024.
  • Wetterwissen. Eine Geschichte vom Klima im 19. Jahrhundert, Universität Freiburg, April 2024.
  • Koloniales Erbe?! Eine Spurensuche, Vortrag im Rahmen der Eröffnung der Kabinettausstellung „Zwischen Göttingen und „Tsingtau“ - Ein koloniales Erbe in Göttingen“, Stadtmuseum Göttingen, März 2024.
  • Gesund, „normal“, europäisch? Eine Kolonialgeschichte vom Klima, Vortrag auf dem Workshop „Normalisierung und Patholigisierung“, ZIF Universität Bielefeld, März 2024.
  • Temperatur fühlen. Die Fragilität von Klimawissen im 20. Jahrhundert, Vortrag auf dem 54. Deutschen Historikertag, Universität Leipzig, September 2023.
  • Mountain Climates. Modern Debates on Health and Climate, Vortrag auf der 12. ESEH- Konferenz “Mountains And Plains Past, Present And Future Environmental And Climatic Entanglements”, Universität Bern, August 2023.
  • Das mittlere Wetter. Zugänge zum Klimawissen im 19. Jahrhundert, Vortrag im Forschungskolloquium Neuere Geschichte, Universität Göttingen, Januar 2023.
  • Das Klima skalieren. Die Produktion und Zirkulation von Klima(-wandelwissen) am Ende des 19. Jahrhunderts, Vortrag im Forschungskolloquium Kultur/Gesellschaft, Universität Bielefeld, Januar 2023.
  • Das mittlere Wetter. Verflochtenes Klimawissen in der Moderne, Vortrag im Forschungskolloquium Geschichte, FernUniversität Hagen, Januar 2023.
  • Experience the Climate through the Senses. A Multisensory Approach to Climate History, Vortrag auf der Tagung "Multisensuality Through History and Across Media International Scientific Conference", Universität Wien, November 2022.
  • Klimawissen in der Zeit zwischen 1800 und 1970, Vortrag im Forschungskolleg Transkulturelle Studien, Universität Erfurt, November 2022.
  • Das Klima der Moderne. Beobachtungen des Klimawandels als Zeitdiagnosen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Vortrag auf den 6. Schweizerischen Geschichtstagen, Genf, Juni 2022.
  • Naturzukünfte. Krisendiskurse und wissenschaftliche Expertise im 19. und 20. Jahrhundert, Vortrag auf den 6. Schweizerischen Geschichtstagen, Genf, Juni 2022.
  • Koloniale Vergangenheit aufarbeiten. Eine Spurensuche in der Universitätsstadt Göttingen. Workshop Göttingen Postkolonial, Göttingen, Juni 2022.
  • Als Umwelt Mode wurde. Umweltbewusstsein und Satire in den 1960er und 1970er Jahren, Vortrag auf der Tagung „Lachen und Verlachen. Komik und Satire in gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Umbruchsituationen seit dem 19. Jahrhundert“, Universität Kassel, Mai 2022.
  • Mission und Zivilisierung. Koloniale Grenzziehungen des Religiösen um 1900, Vortrag im Rahmen des Webinars “Mission & Colonialism Revisited: Mission – Religionsimperialismus und/oder Kulturimperialismus?”, Mission Eine Welt Basel, Mai 2022.
  • Narrating Climate Change and its Impacts. Explaining Eduard Brückner’s Theory on Climate Variations to a broader Public in the 19th and 20th Century, Vortrag auf der Tagung “Anticipatory Environmental (His)tories. Coming Nature(s) from Antiquity to the Anthropocene, Februar 2022.
  • Koloniales Klima. Das Wissen vom tropischen Klima um 1900, Vortrag auf der Tagung Atmosphären und klimatische Topographien“, Linz, Dezember 2021.
  • Becoming a Scientific Fact. The Mediazation of a Climate Change Theory at the End of the Nineteenth-Century, Vortrag auf der SSHA Annual Conference, Philadelphia, November 2021.
  • Die drohende Apokalypse. Expertise in den Medien des Umwelt- und Naturschutz seit dem 19. Jahrhundert, Vortrag auf dem 53. Deutschen Historikertag, München, Oktober 2021 (verschoben von September 2020).
  • Demarcations of the Religious and the Secular. Entangled Perceptions of Circumcision and the Colonial, Vortrag im Rahmen des Workshops “Boundaries of Religion. Demarcations and Negotiations”, KollegForschungsgruppe "Multiple Secularities – Beyond the West, Beyond Modernities”, Universität Leipzig, Juni 2021.
  • Den kolonialen Wald erforschen. Koloniales Wissen in und um Göttingen um 1900, Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Waldanschauungen“, Universität Göttingen, Mai 2021.
  • Negotiating Religion during Colonialism. Entangled Mission Work in East Africa, 1890–1920, Vortrag auf dem 20. Ludwigs-Harms-Symposion, Fachhochschule für Interkulturelle Theologie Hermannsburg, Mai 2021.
  • Koloniales Erinnern und die Notwendigkeit geschichtswissenschaftlicher Forschung. Das Beispiel Göttingen, Vortrag im Rahmen des Agrargeschichtlichen Seminars zu postkolonialer Erinnerungskultur, Witzenhausen, Februar 2021.

    Klimageschichten der Moderne
    Aufbauseminar, 15.10.2024–18.02.2025 dienstags, 10:00–12:00

    Fast alltäglich setzen wir uns mit den Bedrohungen und Auswirkungen der Klimakrise auseinander. Das Seminar setzt sich mit den tiefgreifenden Wechselwirkungen zwischen Klimaveränderungen und gesellschaftlichen Entwicklungen in den letzten Jahrhunderten auseinander. In diesem Seminar werden wir erstens die Rolle des Klimas als Schlüsselfaktor für historische Ereignisse, wirtschaftliche Entwicklungen und gesellschaftliche Transformationen der Moderne untersuchen. Von der Kleinen Eiszeit bis hin zu den klimatischen Herausforderungen des 20. Jahrhunderts – wir werden analysieren, wie klimatische Bedingungen sowohl Krisen als auch Innovationen hervorgerufen haben und inwieweit sie die moderne Welt mitgestaltet haben. Zweitens wollen wir uns aber auch damit beschäftigen, was historische Akteurinnen und Akteure unter dem Begriff Klima verstanden haben, welche Rolle dabei Kolonialismus und Vorstellungen von Rasse gespielt haben und wie sich mit der Klimatologie eine Wissenschaft vom Klima entwickelt hat. Bitte beachten Sie, dass die erste Sitzung erst am 5.11. stattfindet.

    Literatur zur Einführung

  • James Rodger Fleming, Historical Perspectives on Climate Change, New York/Oxford 1998.
  • Deborah Coen, Climate in Motion. Science, Empire, and the Problem of Scale, Chicago/London 2018.


  • Deutscher Kolonialismus in Afrika
    Proseminar, 15.10.2024–18.02.2025 dienstags, 14:00–17:00 Uhr

    Das Seminar beschäftigt sich mit der deutschen Kolonialgeschichte in Afrika. Es behandelt zum einen die Frage, wie koloniale Herrschaft funktionierte. Welche Rolle spielten Kolonialbeamte, Wissenschaftler und Missionare in den deutschen Gebieten in Übersee? Wie reagierte die einheimische Bevölkerung auf die Inbesitznahme und wo stieß der Anspruch auf Herrschaft an seine Grenzen?Wie endete die deutsche Kolonialherrschaft in Afrika? Zum anderen wollen wir im Seminar thematisieren, welche Spuren der Kolonialismus im deutschen Kaiserreich und darüber hinaus hinterließ. Wie sahen die Vorstellungen vom Außereuropäischen aus, die durch Vereine, Missionsgesellschaften, Völkerschauen und Romane vom Außereuropäischen evoziert wurden? Welche Bedeutung hatte die koloniale Erfahrung für die deutsche Gesellschaft und die ehemals kolonialisierten Gesellschaften in Afrika? An Beispielen werden imSeminar zudem die Methoden wissenschaftlichen Arbeitens undder Umgang mit Quellenund Literaturtrainiertsowie eine Einführung in wichtige Forschungsansätze der Neueren Geschichte gegeben.Das Einführungsseminar kann mit einem Portfolio oder einer Hausarbeit abgeschlossen werden. Bitte beachten Sie, dass die erste Sitzung erst am 5.11. stattfindet.

    Literatur zur Einführung

  • Sebastian Conrad, Deutsche Kolonialgeschichte, München2 2008.
  • Deutsches Historisches Museum (Hg.), Deutscher Kolonialismus. Fragmente seiner Geschichte und Gegenwart, Berlin 2016.


  • Forschungskolloquium zur Erinnerung an Rebekka Habermas (zusammen mit Karolin Wetjen)
    Kolloquium, 15.10.2024–18.02.2025 dienstags, 18:00–20:00 Uhr

    zs. mit Dr. Karolin Wetjen und in Kooperation mit dem Forschungskolleg Transkulturelle Studien (Erfurt/Gotha) Im Rahmen des Kolloquiums werden Bachelor- und Master- wie Doktorarbeiten sowie laufende Forschungsarbeiten der Neueren Geschichte vorgestellt und diskutiert. Überdies sollen wichtige Neuerscheinungen aus dem Bereich der Neueren Geschichte vorgestellt werden. Insbesondere Studierende in den Abschlusssemestern bzw. der Prüfungsphase sind willkommen, um im Rahmen dieses Seminars eigene und fremde Forschungsarbeiten zu debattieren. In diesem Semester kooperieren wir u.a. mit dem Forschungskolleg Transkulturelle Studien (Erfurt/Gotha). Vorträge und Diskussionen stehen unter dem Zeichen der Erinnerung an Rebekka Habermas (1959-2023).

    Globalgeschichte Europas in der Moderne
    Vorlesung, 15.10.2024–19.02.2025 mittwochs, 16:00–18:00 Uhr

    Kontroversen um das lange 19. Jahrhundert  
    Aufbauseminar, 14.05.2024–12.07.2024 dienstags, 10:00–12:00 Uhr  

    Lange Zeit stand das 19. Jahrhundert im Fokus geschichtswissenschaftlicher Auseinandersetzungen um die Bedeutung des Bürgertums und den vermeintlichen „Sonderweg“. Auch wenn sich in den letzten Jahren die Aufmerksamkeit der historischen Forschung stärker auf das 20. Jahrhundert hin verlagert hat, wird immer wieder die Bedeutung des 19. Jahrhunderts als „Schlüsseljahrhundert“ diskutiert, auf die „Verwandlung der Welt“ (Osterhammel) hingewiesen oder die „Geburt der Moderne“ (Bayly) zeitlich verortet. Jüngst wurde im Feuilleton um Fragen von Demokratie gerungen und auch die Erinnerung an den Kolonialismus steht immer wieder immer wieder im Mittelpunkt geschichtswissenschaftlicher und öffentlicher Kontroversen. Wir wollen uns in dem Seminar mit aktuellen Kontroversen um die Geschichte und Bedeutung des 19. Jahrhunderts auseinandersetzen. Dabei werden geschlechtergeschichtliche und körpergeschichtliche Ansätze ebenso zur Sprache kommen wie Arbeiten zur Politikgeschichte beispielsweise zur Bedeutung von Revolutionen oder Monarchien. Eine besondere Berücksichtigung werden globalhistorische Forschungen finden. Ziel des Seminars ist es, eigenständige Fragestellungen für Haus- und Abschlussarbeiten zu entwickeln und auch das Identifizieren von Forschungslücken einzuüben.

    Literatur zur Einführung:

  • Birgit Aschmann (Hg.), Durchbruch der Moderne?: Neue Perspektiven auf das 19. Jahrhundert, Frankfurt/Main 2019.
  • Jürgen Osterhammel, Die Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, München 2009.  


  • Göttingen Kolonial
    Projektseminar, 07.05.2024–12.07.2024 dienstags, 14:00–16:00 Uhr

    Dass Deutschland eine koloniale Vergangenheit hat, der es sich zu stellen gilt, wird seit einiger Zeit öffentlich diskutiert. Im Fokus standen dabei bisher vor allem große „Kolonialmetropolen“ wie Hamburg, Berlin oder Bremen. Doch auch in Göttingen lassen sich zahlreiche Spuren des Kolonialismus finden – sei es wenn das Göttinger Bürgertum Kolonialausstellungen und -vorträge organisierte oder in Göttingen stationierte Militärs gegen die Herero kämpften. Im Mittelpunkt des Seminars stehen folgende Fragen: Welche Rolle spielte der Kolonialismus in Göttingen zwischen 1870 und 1945? Welche kolonialen Spuren lassen sich in einer Stadt abseits der sogenannten Kolonialmetropolen Berlin und Hamburg finden? Dabei stehen einzelne Kurzbiografien von Personen sowie Kollektivbiografien von wirtschaftlichen Unternehmen, religiösen Vereinen und wissenschaftlichen Institutionen, die direkt oder indirekt am kolonialen Projekt beteiligt waren, im Vordergrund. Ziel des Seminars ist es erstens zu erforschen wie eng Göttingen mit dem alltäglichen Kolonialismus des Kaiserreichs, der Weimarer Republik und des „Dritten Reiches“ verbunden war. Im Zuge des Seminars soll zweitens gemeinsam mit dem Städtischen Museum Göttingen eine Sonderausstellung erarbeitet werden, die die Ergebnisse Ende September in den Räumen des Städtischen Museums einer größeren Öffentlichkeit vorstellt. Daher werden wir im Laufe des Seminars eigenständige Quellenrecherchen und -auswertungen in verschiedenen Archiven vornehmen: Gesucht werden von den Teilnehmer:innen etwa Unterlagen zu Hedwig Rohns, Friedericke Fricke, Percy Ernst Schramm oder Curt von François aber auch zum Göttinger Kolonialverein, einzelnen (universitären) Sammlungen, der Göttinger Wirtschaft aber auch dem 2. Kurhessische Infanterieregiment Nr. 82, um herauszufinden, wer in Göttingen in welcher Form koloniale Ideen entwickelt und verbreitet hat. Ebenso geraten in dem Seminar Kolonialwarenhändler:innen in den Blick sowie die ganz alltägliche Kolonialpropaganda, wie sie in überregionalen Kolonialromanen und Jugendbüchern, aber auch in der Göttinger Presse verbreitet war und von Göttinger Bürger:innen am Küchentisch konsumiert wurde. Darüber hinaus werden wir im Seminar praktisch und in enger Kooperation mit dem Städtischen Museum erlernen, wie eine Ausstellung in einem städtischen Museum entsteht.

    Literatur zur Einführung:

  • Bernhard Gissibl, Bernhard Gissibl, Imperiale Weltläufigkeit, koloniale Inszenierungen. Einführende Perspektiven auf die Provinzialisierung der Metropole, in: Ders./Katharina Niederau (Hg.), Imperiale Weltläufigkeit und ihre Inszenierungen. Theodor Bumiller, Mannheim und der deutsche Kolonialismus, Göttingen 2021, S. 11–46.
  • J Bernd-Stefan Grewe, et al. (Hg.), Freiburg und der Kolonialismus. Vom Kaiserreich bis zum Nationalsozialismus, Freiburg i.Br. 2018.
  • Göttingen Kolonial.  


  • Forschungskolloquium, zur Einnerung an Rebekka Habermas (zusammen mit Karolin Wetjen) Kolloquium, 07.05.2024–12.07.2024 dienstags, 18:15–19:45 Uhr

    zs. mit Dr. Karolin Wetjen und in Kooperation mit dem Forschungskolleg Transkulturelle Studien (Erfurt/Gotha) Im Rahmen des Kolloquiums werden Bachelor- und Master- wie Doktorarbeiten sowie laufende Forschungsarbeiten der Neueren Geschichte vorgestellt und diskutiert. Überdies sollen wichtige Neuerscheinungen aus dem Bereich der Neueren Geschichte vorgestellt werden. Insbesondere Studierende in den Abschlusssemestern bzw. der Prüfungsphase sind willkommen, um im Rahmen dieses Seminars eigene und fremde Forschungsarbeiten zu debattieren. In diesem Semester kooperieren wir u.a. mit dem Forschungskolleg Transkulturelle Studien (Erfurt/Gotha). Vorträge und Diskussionen stehen unter dem Zeichen der Erinnerung an Rebekka Habermas (1959-2023).