Wurzelhals- und Stängelfäule im Raps (Phoma lingam)
Die Wurzelhals- und Stängelfäule wird durch den Ascomyceten Phoma lingam verursacht. Die Krankheit ist eine der ökonomisch wichtigsten Krankheiten an Raps, Kohl und anderen Kruziferen. Typische Symptome sind Blattläsionen, die an Keimblättern und Laubblättern nach dem Begin der Ascosporenverbreitung im frühen Herbst zu sehen sind (Abb. 1). Zudem können nach der Stängelstreckung die hinsichtlich ihrer Schadwirkung bedeutsameren Stängelläsionen sichtbar werden. Diese weisen in den meisten Fällen einen dunklen Rand auf und sind oft mit Fruchtkörpern des Pilzes (Pyknidien) in Form kleiner schwarzer punktförmiger Strukturen besetzt. Die Schadwirkung am Stängel (Einschnürung, Rotte) ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung, da die Wasser- und Nährstoffzufuhr des oberen Sproßteils der Pflanze durch die Zerstörung des Stängelgewebes und des vaskulären Systems gestört oder im Extrem ganz unterbunden wird. Der Krankheit werden Ertragsreduktionen von im Mittel 30 % zugeschrieben.
Von Herbst bis Frühjahr reifen Fruchtkörper -Pseudothecien - auf Rapsstoppelresten des sexuellen Stadiums de Pilzes heran (Abb.3). Diese Fruchtkörper stellen auch das Überdauerungsstadium des Pilzes dar. Unter günstigen Bedingungen (Feuchtigkeit, Temperatur) resultieren sexuelle Rekombinationsprozesse in sechszelligen, fusiformen Ascosporen (Abb.5). Diese Sporen werden aktiv ausgeschleudert und können über weite Distanzen per Wind verfrachtet werden (>8km). Ausgeschleuderte Ascosporen können auf neue Wirtspflanzen treffen, auf denen sie keimen. Die Penetration des Wirtes erfolgt über Stomata oder Wunden (mechanische Schäden, Insektenfraß, Einstichstellen für die Eiablage). Der Pilz verbreitet sich in der Pflanze systemisch. Nach einer Latenzperiode werden helle Blattläsionen sichtbar (Abb.1), in denen vegetative Fruchtkörper - Pyknidien - gebildet werden können (Abb. 4). Pyknidien produzieren Massen von einzelligen stäbchenförmigen Konidiosporen. Grauer oder rosafarbener Sporenschleim bildet sich auf den Fruchtkörpern. Diese Sporen können über Regentropfen, direkten Kontakt oder Insekten wie den Stängelrüßler Ceutorhynchus napi übertragen werden. Nach einer frühen Infektion kann der Pilz auch systemisch über das Durchwachsen der Leitgefäße an den Stängel vordringen und hier eine Stängelfäule hervorrufen. Nach der Ernte werden Stängelreste auf dem Acker zurückgelassen. Sofern Isoalte unterschiedlichen Kreuzungstyps vergesellschaftet auf den Stoppeln vorkommen, können erneut Pseudothecien gebildet werden, in denen unter günstigen Bedingungen wiederum Ascosporenbildung und -freisetzung stattfindet. Hiermit schließt sich der Lebenszyklus des Pilzes. Weiterhin weisen französiche Studien aus, dass der Erreger der Wurzelhals- und Stängelfäule saatgutübertragbar ist, was mit einer vorangegehenden Schoteninfektion korreliert.