Exkursionsbericht „Das frühchristliche Rom“ 2025
Leitung: Dr. Dorothee Schenk, Prof. Dr. Peter Gemeinhardt (Lehrstuhl für Kirchengeschichte)
Bericht: Marie-Jaqueline Ackurat und Carolin Meyer
Wenn man eine Zeitreise unternehmen will, bedarf es an einiger Vorbereitung. So hat auch unsere Reisegruppe, die zehn mutige Abenteurer:innen zählte, sich im WiSe 2024/25 ausgiebig mit den Zeugnissen des antiken, frühchristlichen Roms beschäftigt. Nach all dieser Vorbereitung galt es nun, vor Ort in die Vergangenheit zu reisen. Hinzu kommt die für Protestant:innen besonders spannende Erfahrung, im Heiligen Jahr ein Herzstück des gegenwärtigen Katholizismus direkt erfahren zu können. Unsere Erlebnisse haben wir in Form eines Logbuches zusammengefasst.
Logbuch der Reisegruppe 18./19.03
Man sagt, viele Wege führen nach Rom, dem caput mundi. Auf unserer Reise von Göttingen umfuhren wir großzügig mit dem Zug die Alpen, ließen uns von dem Geschaukel des Liegewagens in den Schlaf wiegen und erreichten am nächsten Morgen schließlich Rom, wo das Abenteuer der Vergangenheit uns rief. So machte sich unsere Reisegruppe auf, um Rom zu Fuß zu erkunden.
![]() | Ihren Namen trägt die Engelsburg wegen des Engels auf ihrer Spitze. Dieser steckt sein Schwert in eine Scheide und soll an eine Vision Gregors I. erinnern, der dies als Zeichen sah, dass die wütende Pest nun vorüber und Rom gerettet sei. Wir erkundeten die Piazza Navona mit dem Vierströmebrunnen Berninis. Angetan von dieser Bildhauerkunst gingen wir weiter und entdeckten in der San Luigi dei Francesi drei echte Caravaggios, mit ihrem typisch dramatischen Gebrauch von Licht und Schatten. |
Weiter gingen wir zu S. Maria in Aracoeli. Dort erklommen wir 124 Stufen, um sie zu erreichen. Da wir den Hügel nun schon einmal erklommen hatten, gingen wir weiter zum Kapitol. Nach einem ersten Blick auf das Forum wanderten wir am Circus Maximus vorbei auf den Aventin zur Kirche S. Sabina. Dort fiel es nicht schwer, durch die Zeiten zu reisen, da sie sich in einem ähnlichen Zustand befand, wie vor 1500 Jahren. Hier wurden auch die Lateinkenntnisse der gesamten Gruppe herausgefordert, um sich ihre Geschichte zu erschließen. Den inhaltlichen Schlusspunkt des ersten Tages bildete die berühmte Holztür mit alt- und neutestamentlichen Szenen. | ![]() |
Neugierig, wie es weitergeht? Hier geht es zum vollständigen Bericht! [PDF]
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Logbuch der Reisegruppe 25.03
![]() | Der letzte Tag in Rom begann mit der Besichtigung der Kirche S. Maria Maggiore. Auch dort gingen wir durch eine heilige Tür (4/5). Den Triumphbogen zu sehen war eine Besonderheit, da wir diesen schon in unserer Vorbereitung akribisch studiert hatten. Das für die frühneuzeitliche Neugestaltung der Kirche verwendete Gold war aus der Neuen Welt, und ihm wurde deshalb eine besondere Bedeutung zugemessen. In der Kirche fanden sich auch die älteste Krippendarstellung und das zukünftige Grab des amtierenden Papstes Franziskus. Auch in der folgenden Kirche S. Pudenziana trafen wir auf vertraute Bilder. So war uns auch das Mosaik der Pseudo-Apsis dieser Kirche bereits im Seminar begegnet. In der Schwesterkirche, S. Prassede, fand sich die Säule, an der Jesus gegeißelt worden sein soll. Als Liebesbeweis für seine Mutter Theodora hatte der Stifter ihr eine schöne, reich mit Mosaiken verzierte Kapelle gewidmet. |
Nach all den Kirchen ging es zu unserer letzten Station, dem Forum Romanum. Dort sahen wir, was zu Goethes Zeiten verborgen war. Die Überschwemmungen des Tiber hatten zur Folge, dass das Bodenniveau durch den eingespülten Schlamm erheblich gestiegen war. Ein besonderes Highlight war für uns die Kirche S. Maria Antiqua. Diese wurde im 5. Jahrhundert erbaut. Ihre Wände zeugen noch von den Auswirkungen des Bilderstreits, da dort viele byzantinische Ikonenschreiber vor den Ikonoklasten flohen und Asyl im Westen suchten, um dort ihre Kunst fortzusetzen. Teilweise wurde diese Kunst sogar im Laufe der Jahre übermalt, sodass sich viele verschiedene Szenen über und nebeneinander finden. Wir bewegten uns durch die über der Kirche erbauten Kaiserpaläste, erstiegen zum letzten Mal einen römischen Hügel und konnten vom Palatin aus wie die römischen Kaiser einst über das Forum Romanum bis zum Kolosseum sehen und uns von Rom verabschieden.
Wir konnten mit unseren im Seminar erworbenen Kompetenzen Sarkophage, Grabplatten oder Mosaike ikonographisch deuten. Die Katakomben waren uns nicht fremd, denn wir hatten über sie gelesen und uns schon auf ein Praktikum bei einem Fossor gefreut. Unser kirchengeschichtliches Wissen half uns immer wieder dabei, die Dinge vor unserer Nase einzuordnen und sie in ein rechtes Bild zu rücken. Lernen hört mit dem Lesen über Dinge nicht auf, es fängt da an. Denn Geschichte kann erfahrbar sein. Allen in allem würden wir daher die Exkursion als eine tiefgreifende Bereicherung für unser Studium beschreiben. | ![]() |