Veranstaltungen im Wintersemester 2023/2024

Zeit und Ort

Wintersemester 2023/2024, dienstags, 12:15 - 13:45 Uhr
Die Vorlesung findet digital statt auf (einfach klicken):
Link https://whereby.com/martinvangelderen_research-and-teaching

Einführung

Für die englische und niederländische Geschichte sind das 16. und 17. Jahrhundert sowohl kulturell als auch politisch und wirtschaftlich wesensbestimmend. In England regierten von 1485 bis 1714 Könige und Königinnen der Häuser Tudor und Stuart - allerdings mit einer bedeutenden Unterbrechung. Zwischen 1649 und 1660 war England eine Republik, geführt durch den noch immer umstrittenen Oliver Cromwell. Ein wichtiges Modell für die Engländer war die neue niederländische Republik, eine Föderation von Provinzen und Städten, die 1581 ihre Unabhängigkeit erklärt hatte und sich rasch entwickelte. Der niederländische Aufstand (1555-1590), der englische Bürgerkrieg (1642-1649) und die ’Anglo-Dutch‘ Glorreiche Revolution von 1688/89 markierten die Wende zu neuen parlamentarischen politischen Kulturen. Zugleich begann an beiden Seiten der Nordsee der Aufstieg zu kolonialer Weltmacht. Einerseits führte die neue wirtschaftliche Rivalität mehrfach zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Flotten der neuen Großmächte. Andererseits gab es enge Verflechtungen in Bereichen wie Kunst, Philosophie und Religion. An beiden Seiten der Nordsee gab es eine dynamische Reformation, vorangetrieben durch ‚hot protestants‘, vor allem (aber nicht nur) durch Calvinisten und Puritaner. Wie der politische Kampf, so fand auch der religiöse Streit wesentlich in Wort, Bild und auf der Theaterbühne statt. Die Vorlesung erörtert die Verflechtungen von Handel, Kultur, Politik und Religion an der Nordsee zwischen etwa 1500 und 1700 - als die englische und niederländische Geschichte nicht nur durch Monarch*innen und Republikaner*innen bestimmt wurde, sondern auch durch Pamphletist*innen, Maler*innen wie Anthony van Dyck, Gesina ter Borch und Rembrandt van Rijn, philosophische Aktivist*innen wie Margaret Cavendish, Baruch Spinoza und John Locke, und durch Schriftsteller*innen wie Anna Maria Schuurman, Joost van den Vondel und William Shakespeare.

Einführende Literatur/Filme

  • Die kulturellen Verflechtungen zwischen England und den Niederlanden stehen im Zentrum des Ausstellungskatalogs North Sea Crossings: The Literary Heritage of Anglo-Dutch Relations, 1066-1688, Oxford, 2021.
  • Viel Aufmerksamkeit für die politischen und militärischen Verflechtungen und Konflikte zwischen England und der neuen niederländischen Republik gibt es in Clare Jackson, Devil-Land: England under Siege, 1588-1688, London, 2021, ausgezeichnet mit dem Wolfson History Prize 2022.
  • Eine mittlerweile klassische, liberale und noch immer lesenswerte Interpretation des niederländischen 17. Jahrhunderts bietet Johan Huizinga, Holländische Kultur im siebzehnten Jahrhundert: Eine Skizze, 2. Ausg., München 2021.
  • Der moderne englischsprachige Klassiker ist Jonathan I. Israel, The Dutch Republic: Its Rise, Greatness, and Fall, 1477-1806, Oxford, 1995.
  • Ein wunderbarer literarischer Einstieg ins 16. Jahrhundert ist der Roman von Hilary Mantel, Wolf Hall, London, 2009, in deutscher Übersetzung veröffentlicht als Wölfe (Hilary Mantel, Wölfe, übers. v. Christiane Trabant, Köln 2012); siehe dazu auch die gleichnamige BBC-Serie.
  • Für das 17. Jahrhundert gibt es (unter anderem) den Roman von Rose Tremain, Restoration, London, 1989, in deutscher Übersetzung veröffentlicht als Zeit der Sinnlichkeit (Rose Tremain, Zeit der Sinnlichkeit, übers. v. Elfie Deffner, Berlin 2013). Der Roman wurde 1995 verfilmt.

Downloads

Syllabus zur Vorlesung "Revolutionen an der Nordsee: Calvinismus, Kapitalismus und Kunst in England und den Niederlanden, 1500-1700" gibt es hier als Download.
Weitere Downloads bei Stud.IP.

Zeit und Ort

Wintersemester 2023/2024, donnerstags, 16:15 - 17:45 Uhr
Ort: KWZ 0.607 (Heinrich-Düker-Weg 14, 37073 Göttingen)

Einführung

Der Kolonialismus gehört zu den umstrittensten Kapiteln der Weltgeschichte. Ab etwa 1450 eroberten die europäischen Handelsmächte in harter Konkurrenz miteinander, sowohl wirtschaftlich als auch militärisch, Großteile der Welt—in Amerika, Asien und Afrika. Im Zentrum des Seminars stehen die Vorstellungen und die Kontroversen die dem frühneuzeitlichen europäischen und atlantischen Kolonialismus zugrunde liegen. Dabei geht es hauptsächlich um die Debatten über die Einheit der Menschheit, die Handels- und Bewegungsfreiheit (von Kaufmännern bis zu Flüchtlingen), um die Ursprünge und Legitimation des Eigentums und um die Frage ob ein Mensch andere Menschen besitzen dürfe, ob Sklaverei genehmigt und gerechtfertigt werden könne. Im Streit über ‚Property in Man‘ kommen alle Widersprüche und Widerwärtigkeiten des frühneuzeitlichen Kolonialismus grundsätzlich zusammen. Das Seminar richtet sich geographisch auf den Atlantik, inhaltlich auf die Diskussionen über die Entwicklungen des Kolonialhandels und die überseeischen Eroberungen der niederländischen Republik und des englischen Kolonialreiches. Wir lesen die Schriften von Hugo Grotius, John Locke, Thomas Jefferson und James Madison, die als Politiker, Pamphletisten und Philosophen die Debatten über den frühneuzeitlichen Kolonialismus maßgeblich und nachhaltig geprägt haben (und noch immer als die Grundleger der modernen liberalen und republikanischen politischen Denkens betrachtet werden). Das problematische Erbe dieser mittlerweile umstrittenen Framers liegt der aktuellen Debatte über die Dekolonisierung unserer Kultur wesentlich zugrunde.

Einführende Literatur

  • Allgemein, sozialhistorisch, analytisch: Jürgen Osterhammel, Jan C. Jansen, Kolonialismus: Geschichte, Formen, Folgen, 8. Aufl., München, 2017.
  • Eine große Übersichtsstudie: Wolfgang Reinhardt, Die Unterwerfung der Welt: Globalgeschichte der Europäischen Expansion, 1415-2015, 4. ergänzte Aufl., München 2018.
  • Eine klassische Studie der Sklaverei als Quintessenz der Kolonialgeschichte: David Brion Davis, Inhuman Bondage: The Rise and Fall of Slavery in the New World, Oxford, 2006.
  • Ein Sammelband, der das Thema ‚Empire‘ in der politischen Ideengeschichte erörtert: Sankar Muthu (Hg.), Empire and Modern Political Thought, Cambridge, 2012.
  • Eine Neubewertung aus der Perspektive der postkolonialen Sozialtheorie: Gurminder Bhambra and John Holmwood J, Colonialism and Modern Social Theory. Cambridge, 2021.
  • Grundlegend zur Problematik der ‘Dekolonialität’: Walter Mignolo und Catherine Walsh, On Decoloniality: Concepts, Analytics, Praxis. Durham, NC, 2018.

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Syllabus zum Masters Seminar "Theorien des Kolonialismus (1600-1800): Hugo Grotius, John Locke und James Madison gibt es hier als Download.
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