Kooperatives Lernen in der Grundschule: Erarbeitung und gegenseitige Vermittlung von Wissen im Sachunterricht
Frank Borsch, Julia Kronenberger & Elmar Souvignier (Frankfurt/Main)
Fragestellung
Beim kooperativen Lernen nach der Gruppenpuzzlemethode machen sich die Lernenden zu Experten in einem Teilbereich des gesamten Lernstoffs. Anschließend vermitteln sie ihr Expertenwissen an andere Lernende. Es wird untersucht, ob die Lernenden in der kooperativen Unterrichtsform mehr lernen als im lehrergeleiteten Unterricht und ob die Leistungseffekte nur auf die Aneignung von Expertenwissen zurückzuführen sind oder ob die Schülerinnen und Schüler auch von der wechselseitigen Vermittlung der Inhalte profitieren.
Theoretische Hintergrund
Theorien zum kooperativen Lernen gehen davon aus, dass das Verstehen komplexer Unterrichtsinhalte (z.B. naturwissenschaftliche Phänomene) durch die Eigenaktivität der Lernenden in kooperativen Unterrichtsformen besser gefördert werden kann als in lehrerzentrierten Unterrichtsformen. Während in einer Vielzahl von Untersuchungen positive Effekte berichtet werden, wird die Frage, ob jüngere Kinder in der Lage sind Wissen adäquat zu vermitteln, kontrovers diskutiert.
Methode
Im Rahmen des von der DFG geförderten Projekts "Kooperatives Lernen in der Primarstufe" (KOOPPRIMA), wurden in zwei dritten Klassen mehrere sechsstündige Unterrichtseinheiten im naturwissenschaftlichen Sachunterricht nach der Gruppenpuzzlemethode durchgeführt und mit einer Kontrollklasse mit lehrergeleitetem Unterricht verglichen. Zur Erfassung des Wissenszuwachses bearbeiteten die Lernenden vor und nach den Unterrichtseinheiten Wissenstests.
Ergebnisse
Die Effektivität der Gruppenpuzzlemethode ist unterschiedlich. In einigen Unterrichtseinheiten lernten die Schülerinnen und Schüler in der kooperativen mehr als in der lehrergeleiteten Unterrichtsform. Meist zeigten sich jedoch keine Unterschiede bzw. eine Überlegenheit der lehrergeleiteten Form. Im Gruppenpuzzle erarbeiteten sich jedoch die Experten eines Themas in allen Unterrichtseinheiten mehr oder mindestens genauso viel Wissen wie die Lernenden in der lehrergeleiteten Unterrichtsform. Dieses Wissen konnte jedoch offensichtlich nicht in ausreichendem Maße an die anderen Lernenden vermittelt werden.