Verstehensschwierigkeiten in sportpädagogischen Interaktionsprozessen – Eine Analyse am Beispiel der Feedbackgabe
Katja Schmitt (Göttingen)
Theoretischer Hintergrund
Kommunikation gilt als ein konstituierender Faktor der sozialen Interaktion zwischen Lehrer und Schüler bzw. zwischen Trainer und Athlet. Zu den kommunikativen Schlüsselkompetenzen zählt aus sportpädagogischer Sicht die Feedbackgabe (Rückmeldung) des Lehrenden an den Lernenden über dessen Bewegungsverlauf resp. Bewegungsergebnis.
Für diese Feedbackgabe gelten die Hauptmomente sozialer Interaktion: Unterscheiden sich innerhalb des Feedbackprozesses Situationsdefinitionen zwischen Lehrenden und Lernenden voneinander, können Konflikte im Sinne des Missverstehens auftreten; stimmen Situationsdefinitionen zwischen Lehrenden und Lernenden bezüglich der Feedbackgabe überein, wird ein intersubjektiver Konsens, der durch Verstehen gekennzeichnet ist, hergestellt.
In der Sportpädagogik fehlen bislang sowohl adäquate Diagnoseinstrumente zur Identifizierung übereinstimmender bzw. nicht-übereinstimmender Lehrer-Lerner-Interaktionen, als auch Modifikationsmöglichkeiten in Richtung eines verstehenden Feedback-Dialogs.
Fragestellung der Untersuchung
Das Ziel der durchgeführten Untersuchung liegt in der Konstruktion eines Diagnoseinstruments zur Beurteilung derartiger Feedbackinteraktionsprozesse, um (gegebenenfalls) in einem zweiten Schritt zur Verbesserung der Lehrer-Lerner-Interaktion in Richtung subjektorientiertes resp. verstehendes Feedbackhandeln beitragen zu können.
Methode
In Orientierung am "Forschungsprogramm Subjektive Theorien" nach Groeben wurden bei 48 Trainer-Athlet-Dyaden aus dem Hochleistungssport der Leichtathletik (n = 25) und der Rhythmischen Sportgymnastik (n = 23) subjektive Theorien bezüglich der Feedbackgabe mittels Strukturiertem Dialog rekonstruiert und sowohl dem explanativen als auch dem falsifikationstheoretischen Wahrheitskriterium unterworfen. Anschließend wurden in 48 Einzelfallanalysen die rekonstruierten Theorien der Lehrenden mit den rekonstruierten Theorien der Lernenden verglichen.
Ergebnisse
Das in dieser Studie neu konzipierte Diagnoseinstrument ermöglicht die Bestimmung kongruenter und inkongruenter Lehrer-Lerner-Interaktion. Beide Interaktionstypen weisen charakteristische Merkmale auf: Kongruente Interaktionen sind durch Perspektivenübernahme ("Empathie"), inkongruente Interaktionen durch Erfolgsorientierung ("Macht") gekennzeichnet. Gleichzeitig besitzt die hier entwickelte Methode ausreichend Potenzial, um Modifikationsprozesse in Richtung verstehender Feedbackinteraktion einleiten zu können.