Lernprozesse bei hochbegabten Schülern in offenen und strukturierten Lernumgebungen – Ergebnisse von Erlebensbefragungen und Videostudien
Hans-Peter Ziemek (Gießen)
In der vorgestellten Untersuchung soll dargestellt werden, wie hochbegabte Schüler in unterschiedlich strukturierten Lernumgebungen bei der Bearbeitung eines biologischen Phänomens aus dem Themenbereich der Verhaltensbiologie vorgehen.
Die Giessener Arbeitsgruppe "Wissenschaftliche Arbeitsweisen im BU" geht bei ihren Forschungen davon aus, dass im kognitiven System von Lernenden eine von den Instruktionen völlig verschiedene Art von Wissen entwickelt wird. Von den Schülern werden Vorstellungen ständig situativ neu erzeugt und mit einer individuellen Dynamik verändert. Besonders interessiert ist die Arbeitsgruppe an Lernprozessen in Kleingruppen, speziell an an den Veränderungen von Vorstellungen während der Teilnahme an den Aktivitäten von Wissensgemeinschaften ("Situated Cognition").
Vorgestellt werden die Daten von insgesamt 20 hochbegabten oder als besonders förderungswürdig eingestuften Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I, die das Schülerlabor Biologie der Universität Gießen besucht haben. Sie wurden bei der Beobachtung von Schneckenbuntbarschen (L. ocellatus) videographiert. Die Auswertung der Videodaten erfolgte mit einer Kombination qualitativer inhaltsanalytischer und quantitativer Methoden mit Hilfe der Programme "Videograph" und "Maxqda".
Die bisher vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass die Untersuchung hochbegabter Schüler bei der Entwicklung eines Modells für Verstehensprozesse naturwissenschaftlicher Phänomene wertvolle Beiträge liefern kann.
Außerdem erweisen sich die Evaluationen der Lernumgebungen als wichtige Parameter zur Entwicklung spezifischer Förderinstrumente für Hochbegabte.