Lebenswelten von Schülerinnen und Schülern – Bedeutung für Schule und Unterricht aus der Sicht von LehrerInnen
Elke Nyssen (Essen) & Helmut Stange (Dortmund)
Die Kindheits- und Jugendforschung hat gravierende Veränderungen von Kindheit und Jugend in den letzten Jahren als Folge allgemeiner gesellschaftlicher Veränderungen ausführlich belegt. Ebenso existieren schulpädagogische Überlegungen zur Modernisierung des Unterrichts angesichts dieser Veränderungen.
Welche Kenntnisse LehrerInnen über die außerschulischen Lebensbedingungen ihrer SchülerInnen haben, ob diese Kenntnisse belastend oder hilfreich sind und – vor allem – ob und wie die außerschulischen Lebensbedingungen der SchülerInnen das Schule-Halten und den Unterricht beeinflussen, darüber ist unser Wissen äußerst gering und häufig nur aus Erzählungen einzelner LehrerInnen bekannt, die eher unsystematisch bleiben. An diesem Forschungsdefizit setzt das Forschungsprojekt an.
Ziel des Forschungsprojekts ist einerseits eine allgemeine Bestandsaufnahme der Kenntnisse von LehrerInnen über die außerschulischen Lebensbedingungen ihrer SchülerInnen und ein Vergleich der Sichtweisen von LehrerInnen unterschiedlicher Schulformen. Gibt es schulformbedingte Unterschiede von LehrerInnen in der Einschätzung des Einflusses der außerschulischen Lebenswelt der SchülerInnen auf ihre Lehrertätigkeit? Darüber hinaus steht die Frage nach der Bedeutung von Kenntnissen der außerschulischen Lebenswelt der SchülerInnen für die Planung und Durchführung von Unterricht und ihre je spezifische Ausprägung in den unterschiedlichen Schulformen im Mittelpunkt der empirischen Untersuchung. Angesichts der gegenwärtigen Diskussion um verbindliche Leistungsstandards in den Schulen als Folge der nationalen und internationalen Leistungsvergleichsstudien gewinnt die Kenntnis von den Unterrichtsbedingungen, wie sie sich in den unterschiedlichen Schulformen in Abhängigkeit von der Schülerschaft darstellen, erhöhte Bedeutung. Bisher liegen 150 Interviews von LehrerInnen aller allgemeinbildenden Schulen (Grundschule, Sonderschule, Gymnasium, Gesamt-, Real- und Hauptschule) vor. Kriterien des Vergleichs sind neben den Schulformen auch Geschlecht, Dauer der Lehrtätigkeit und regionale Unterschiede der Schulstandorte (sozialer Brennpunkt, Stadt – Land). Das Einzugsgebiet der Schulen liegt im Ruhrgebiet.
Erste Ergebnisse des Forschungsprojekts haben ergeben, dass die außerschulischen Lebensbedingungen von SchülerInnen erheblichen Einfluss auf die Durchführung bzw. die Möglichkeit, Unterricht gemäß Planung durchzuführen, haben können.