Persönliche Ziele von SchülerInnen: Effekte auf Schulleistungen, schulische Motivation, prosoziales Verhalten und Wohlbefinden
Joachim Stöber (Halle/Saale)
Während die Psychologie der persönlichen Ziele, die einen idiographisch-nomothetischen Zugang zur Erfassung von Zielen verfolgt, in Sozial- und Persönlichkeitspsychologie fest etabliert ist, liegen mit diesem Ansatz in der Unterrichts- und Schulforschung bisher kaum systematische Untersuchungen vor. Der vorliegende Beitrag stellt Befunde eines vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt geförderten Projekts "Persönliche Ziele von SchülerInnen" vor. SchülerInnen der 9. bis 12. Klassenstufe wurden gebeten, ihre persönlichen Ziele aufzuschreiben und einzuschätzen, in welchem Ausmaß sie diese Ziele durch die Schule und durch die Eltern unterstützt sahen. Ferner wurde das wahrgenommene Erziehungsverhalten der LehrerInnen und Eltern bezüglich der beiden Dimensionen Autonomieunterstützung und Strukturierung erfragt sowie Schulleistungen, Motivation für die Schule, prosoziales Verhalten und allgemeine Lebenszufriedenheit erhoben. Nach 6 bis 8 Monaten wurden die SchülerInnen ein zweites Mal befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass SchülerInnen, die eine höhere Autonomieunterstützung durch die LehrerInnen erfuhren, auch ihre persönlichen Ziele durch die Schule in stärkerem Ausmaß unterstützt sahen, was insbesondere für die persönlichen Berufs- und Ausbildungsziele der SchülerInnen galt. Ferner zeigt sich bei längsschnittlicher Betrachtung, dass die schulische Unterstützung der Ziele der SchülerInnen durch die Schule positive Effekte auf deren Motivation für die Schule und deren prosoziales Verhalten hatte. Darüber hinaus hatte die elterliche Unterstützung der Ziele der SchülerInnen positive Effekte auf deren Schulleistungen und allgemeine Lebenszufriedenheit. Damit stellt der idiographisch-nomothetische Ansatz zur Erfassung persönlicher Ziele eine wichtige Ergänzung zu den in der Unterrichts- und Schulforschung bereits etablierten Verfahren dar.