In publica commoda

"Die Liebe ist ein Schicksal ..." Das Verständnis literarischer Texte verstehen. Folgerungen für den Unterricht ziehen
Ina Karg (Göttingen)

Bekanntlich hat die Kooperation zwischen Textlinguistik und kognitiver Psychologie (Kintsch & van Dijk 1978; van Dijk & Kintsch 1983; Kintsch 1998) Modelle des Textverstehens formuliert, die – durchaus im Rahmen der zugrundeliegenden Theorie – um das Verstehen speziell literarischer Texte ergänzt worden sind (Zwaan 1996). In der Deutschdidaktik wurde dies allerdings bislang wenig wahrgenommen, geschweige denn wurden daraus Konsequenzen hinsichtlich solcher Konzepte gezogen, die Literaturvermittlung in den Blick nehmen und sich einem fachwissenschaftlichen Diskurs verpflichtet fühlen.

Am Beispiel der Arbeit im Deutschunterricht mit zwei Lerngruppen (8. Klassen, Gymnasium, Texte aus verschiedenen literarischen Epochen) wird gezeigt, wie diese Modelle des Textverstehens vor allem Instrumente für das Verstehen der Verständnisleistungen der Schüler und Schülerinnen abgeben können. Daher werden aus der Diagnose nicht etwa unmittelbar Konsequenzen für eine etwaige "Verbesserung" der Verständnisleistungen der Schüler und Schülerinnen gezogen, da dies zu kurz gegriffen wäre. In gleichsam umgekehrter Blickrichtung wird vielmehr die Diagnose zum Anlass genommen um zu fragen, in welcher Weise und mit welcher Stoßrichtung die Modellbildung weiter betrieben werden muss, um didaktische Entscheidungen begründet vornehmen zu können.

Der Beitrag verfolgt eine Kombination von qualitativ-empirischem und historisch-hermeneutischem Ansatz und bezieht damit literaturwissenschaftliche, fachdidaktische und unterrichtspraktische Perspektiven aufeinander.

Dass die den Überlegungen zugrunde liegenden Schülertexte unmittelbar aus dem Unterricht stammen, wird als ein besonderer Vorteil betrachtet, da somit sichergestellt ist, dass die Schüler und Schülerinnen genau das und genau so geschrieben haben, wie sie glaubten, dass es im schulischen Zusammenhang von ihnen erwartet wird.

Erläuterung: Das Zitat im Titel des geplanten Beitrags stammt aus einer Schülerarbeit.

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