Förderung des Selbsterklärens beim Lernen mit biologischen Beispielaufgaben in Klasse 9
Iris Mackensen-Friedrichs (Kiel), Angela Sandmann (Dortmund) & Gunter Lind (Kiel)
Ziel dieser Studie ist es, Trainingsmaßnahmen zur Erhöhung der Qualität des Selbsterklärens in Abhängigkeit vom Vorwissen zu entwickeln und diese auf ihre Wirksamkeit hinsichtlich des Lernerfolgs beim Lernen mit Beispielaufgaben (Aufgaben mit ausgearbeiteter Lösung) zu prüfen.
Zahlreiche Studien haben bisher gezeigt, dass die Effektivität beim Lernen mit Beispielaufgaben von der Quantität und der Qualität des Selbsterklärens abhängt. Ihre Ergebnisse zeigen auch, dass sich die Selbsterklärungsquantität leicht erhöhen lässt, was sich positiv auf den Lernerfolg auswirkt. Allerdings wurde bisher nur in wenigen Studien versucht, die Selbsterklärungsqualität zu optimieren, wobei das Vorwissen der Versuchspersonen keine Berücksichtigung fand.
An dieser Untersuchung nahmen 47 Schülerinnen und Schülern des 9. Jahrganges an Gymnasien teil, die mithilfe eines Vorwissenstest ausgewählt worden sind. Davon hatten 24 Vpn. ein hohes und 23 ein niedriges Vorwissen. Während 5 Lernsitzungen von ca. 90 Minuten Dauer lernten die Vpn. mit insgesamt 10 biologischen Beispielaufgaben, in die Lernimpulse integriert wurden, die themenspezifisch sind und das Vorwissen der Vpn. berücksichtigen. Dabei wurden die Charakteristika des Selbsterklärens durch Protokolle des lauten Denkens erfasst und der Lernerfolg durch Aufgaben zum Wissen und Problemlösen erhoben.
Die Auswertung der Lernerfolgstests und der Protokolle des lauten Denkens lassen den Schluss zu, dass die Impulse, die an das Vorwissen angepasst waren, einen positiven Einfluss auf den Lernerfolg im Faktenwissen sowohl bei Lernenden mit viel Vorwissen als auch bei Lernenden mit wenig Vorwissen haben. Eine Wirkung der Impulse auf das Problemlösen konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.