In publica commoda

Materialien im Wandel der Zeit - der Weg zu maßgeschneiderten Werkstoffen

Die Entwicklung neuer oder die Bearbeitung natürlicher Materialien hat in der Geschichte des Menschen von Anfang an eine wesentliche Rolle gespielt und schließlich auch dazu geführt, dass mit der Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit lange Perioden dieser Geschichte benannt wurden. Dass unsere heutige Zeit einmal als Siliziumzeit oder Polymerzeit von den zukünftigen Historikern bezeichnet wird, ist nicht auszuschließen. Die jetzige Mikroelektronik und die darauf beruhende Informationstechnologie wären ohne das Silizium nicht denkbar, während die Polymere mit ihrem breiten Eigenschaftsspektrum zunehmend klassische Materialien, wie Metalle und Keramiken sowie natürliche Stoffe wie Leinen, Wolle oder Holz verdrängt haben und verdrängen werden. Angesichts dieser Bedeutung von Materialien ist es nur natürlich, dass in Washington im Foyer des National Museum of Natural History die Entwicklung und Erforschung der Materialien als erstes präsentiert wird.

Wie in der Vergangenheit so werden auch in der Zukunft neue Materialien die Technologieentwicklung beeinflussen, so dass die führenden Industrienationen verstärkt in Materialforschung investieren. Als Folge davon werden heute bereits mehr als 50 % der Physiker als Festkörper- oder Materialphysiker ausgebildet. Aber auch Chemiker beschäftigen sich immer häufiger mit der Festkörperchemie. Die moderne Materialforschung ist geradezu ein Paradebeispiel für ein interdisziplinäres Vorgehen. Neben den grundlegenden physikalischen und chemischen Eigenschaften sind es auch ingenieurwissenschaftliche, ökonomische und ökologische Aspekte, die für die Entwicklung und Anwendung der Materialien entscheidend werden.
Die Ringvorlesung wird in einigen Beiträgen diese Aspekte neben historischen Betrachtungen beleuchten. Im Mittelpunkt stehen jedoch allgemein verständliche Vorträge über aktuelle und grundlegende Materialforschung, so wie sie an der Georg-August-Universität betrieben wird. Dazu werden überraschende und unerwartete Materialeigenschaften, die in den verschiednen Materialklassen, d. h. den Metallen, Keramiken und Polymeren auftreten, präsentiert. Die Materialforschung zielt darauf ab, die Eigenschaften der verschiedenen Materialien zweckfrei und von Grund auf zu verstehen. Das setzt oftmals voraus, dass man wie ein Arzt Materialien bis herab zu ihren kleinsten Bausteinen, den Atomen und Molekülen, seziert, um so zu erfahren, wie sie angeordnet sind und was sie zusammen hält. Aufbauend auf diesem Wissen können schließlich neue und hoch leistungsfähige Werkstoffe maßgeschneidert geschaffen werden.


Ort der Veranstaltungen ist die Aula am Wilhelmsplatz 1. Sie beginnen jeweils am Dienstag um 18 Uhr c.t..