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Öffentliche Vortragsreihe Paulinerkirche

Donnerstags, 18.15 Uhr, Papendiek 14

WS 2023/24: Umwandlung tropischer Regenwälder: Soziale und ökologische Folgen und Perspektiven (SFB 990)

Die Länder in tropischen Regionen sind einem rasanten ökologischen und sozio-ökonomischen Wandel unterworfen. Tropische Wälder gehören zu den artenreichsten Ökosystemen der Erde, nehmen eine wichtige Rolle im globalen Klimasystem ein und speichern enorme Mengen von Kohlenstoff. Gleichermaßen werden große Flächen tropischer Wälder für die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen umgewandelt, um die wachsenden globalen Bedürfnisse der Menschheit zu stillen und wirtschaftliche Interessen zu befriedigen. Diese Entwicklungen sind in komplexer Weise in lokale, regionale und globale wirtschaftliche, politische und ökologische Zusammenhänge eingebunden. Welche ökologischen und sozial-ökonomischen Auswirkungen hat diese Transformation? Wer profitiert davon und wer gehört zu den Verlierern? Wie groß ist der ökologische Fußabdruck, den wir in tropischen Ländern hinterlassen? Wie können negative Effekte ausgeglichen und ungewollte Trends umgekehrt werden? Wie kann Forschung in tropischen Ländern partizipativ und kollaborativ gestaltet werden?

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Die interdisziplinäre Landnutzungsforschung in tropischen Ländern ist eine ausgewiesene Stärke der Georg-August-Universität Göttingen in Forschung und Lehre. Biodiversitätsforscher:innen, Forst- und Agrarwissenschaftler:innen und Geograph:innen aus den vier Grünen Fakultäten arbeiten zusammen mit Wirtschaftswissenschaftler:innen und anderen Disziplinen, um ein umfassendes Verständnis über den tropischen Landnutzungswandel sowie ganzheitliche Perspektiven für eine nachhaltigere Entwicklung zu entwickeln. In diesem Kontext ist der Sonderforschungsbereich 990 EFForTS ein Leuchtturm Göttinger Landnutzungsforschung mit internationaler Strahlkraft und erarbeitet seit 2012 wissenschaftliche Grundlagen zu den ökologischen und sozial-ökonomischen Auswirkungen dieses Wandels in der Modellregion Jambi auf der indonesischen Insel Sumatra.

Ausgehend von den Forschungsergebnissen in EFForTS und verwandten Göttinger Forschungsprojekten sowie ausgewählten Gastvorträgen, widmet sich die Vorlesungsreihe „Umwandlung tropischer Regenwälder: Soziale und ökologische Folgen und Perspektiven“ den Inhalten und Ergebnissen moderner Landnutzungsforschung in den Tropen. Die Vorträge beleuchten den sozial-ökologischen Transformationsprozess aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven und anhand verschiedener Fallbeispiele aus verschiedenen tropischen Regionen wie z.B. Indonesien, Madagaskar, Brasilien und Afrika. Reflektive Vorträge beleuchten, wie die Verantwortung von sozial-ökologischer Forschung in einer postkolonialistischen Welt gestaltet werden kann.

Zielgruppe der Ringvorlesung sind neben den Studierenden und Forschenden der Georg-August Universität Göttingen alle an den aktuellen Gesellschaftsthemen zu Klimawandel und biologischer Vielfalt, Regenwaldtransformation und Nachhaltigkeit sowie an Lösungsansätzen aus der Forschung des SFB 990 interessierte Personen außerhalb der Universität Göttingen.



Donnerstags, 18.15 Uhr · Paulinerkirche, Papendiek 14

Datum Referent*in / Einrichtung Thema
26.10. Prof. Dr. Stefan Scheu
Universität Göttingen, SFB 990
Transformation tropischer Regenwälder in Sumatra, Indonesien: Einblicke in ein integriertes Forschungsprogramm und Perspektiven für ober- und unterirdische Nahrungsnetze

Der Vortrag gibt einen Überblick über ein deutsch-indonesisches Forschungsprojekt (SFB 990/EFForTS), in dem ökologische und sozioökonomische Konsequenzen der Umwandlung tropischer Tieflandregenwälder in Kautschuk- und Ölpalmenplantagen in Sumatra, Indonesien, über einen Zeitraum von 12 Jahren untersucht werden. Vertiefend stellt der Vortrag Konsequenzen für die Struktur und Funktionsweise ober- und unterirdischen Nahrungsnetzes tropischer Ökosysteme vor.

02.11. Prof. Dr. Matin Qaim
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, SFB 990
Wie nachhaltig ist eigentlich Palmöl?

Palmöl ist das weltweit am meisten genutzte Pflanzenöl. Für die Produktion von Palmöl muss oftmals tropischer Regenwald weichen, so dass der Rohstoff stark in die Kritik geraten ist. Im Vortrag werden ökologische und sozioökonomische Aspekte der Produktion und des Konsums von Palmöl erörtert sowie Optionen zur verbesserten Nachhaltigkeit aufgezeigt.

09.11. Prof. Dr. Daniel Murdiyarso
World Agroforestry Center, Bogor und IPB University, Bogor, Indonesia
After all the forests went up in smoke would your chocolate taste the same?

In the name of development, short pathways may be taken but ones had never been sure if life will continue. Tensions often felt when litigation go beyond the borders and tingle the nerves of the peasants. Today, it is difficult to differentiate between loves and hates, who are friends and enemies, winners and losers. But one thing is clear, for sure, everyone no longer needs jacket and tie as is the room is heated up.

16.11. Prof. Dr. Teja Tscharntke
Universität Göttingen, SFB 990
Hohe Biodiversität und hoher Ertrag – kein Widerspruch in Agroforstsystemen

Agroforstsysteme in den Tropen können eine große Vielfalt an Arten aufweisen, die wichtige Dienstleistungen für Kleinbauern erbringen. Fledermäuse und Vögel konsumieren massenhaft Insekten und können zu einer Verdopplung des Kakao-Ertrags führen. Ameisen tragen auch signifikant zum Ertrag bei und ohne Bestäuber würde der Ertrag bei Kaffee und Kakao deutlich geringer ausfallen. Durch sozial-ökologisch angepasstes Management können deshalb Einkommen wie auch Biodiversität gleichermaßen erhöht werden.

23.11. Prof. Dr. Dirk Hölscher, Ms. Rindrasoa Rajaonarimalala
Universität Göttingen, SFB 990
Landnutzung und das Potential von Agroforsten in Madagaskar

Für die Mosaiklandschaft im Nordosten Madagaskars werden wir Trajektorien der Landnutzung und ihre Auswirkungen auf Biodiversität und Ökosystemfunktionen besprechen. Agroforstwirtschaft mit Vanille bietet möglicherweise Win-Win Optionen. Ein Experiment zur Wiederherstellung von Ökosystemen soll klären, wie die Vielfalt von Bäumen zur Sicherung der menschlichen Lebensbedingungen und der Biodiversität beitragen kann.

30.11. Dr. James Herrera
Duke University, USA and Madagascar
Biocultural approach to landscape restoration in Madagascar

People and nature are inextricably linked in dynamic systems. In the context of conservation, the influence of human land use on natural environments is obvious, yet nuanced. The influence of the environment on feedbacks with human wellbeing, however, is underappreciated yet fundamental to explaining land use decisions, as well as outcomes for environmental stewardship and human health. Using a biocultural approach, inherently participatory methods, and co-creating action plans, we strive to develop place-based landscape restoration strategies that meet the needs of communities as well as safeguard the environment.

07.12. Prof. Dr. Rachel D. Garrett,
University of Cambridge, United Kingdom
From zero-deforestation policies to bioeconomic value chains in the tropics

This talk describes research findings on the effectiveness and equity of zero-deforestation supply chain policies (policies initiated by companies and import regions to not source products associated with deforestation). I describe what’s working for tropical forest conservation, what’s not, and where we need to go from here. I highlight how zero-deforestation policies have had a measurable, but often small impact on deforestation control due to problems with their scope, coverage, and implementation. They also face inherent effectiveness-equity tensions. I conclude with a call for more transformative change in conservation through developing the bioeconomy of the standing forest and flowing rivers. Much of the focus will be on the Brazilian Amazon where I have been doing research for the last 15 years.

14.12. Prof. Dr. Edzo Veldkamp
Universität Göttingen, SFB 990
Können wir die Bewirtschaftung großer Ölpalmenplantagen so verbessern, dass sie weniger umweltschädlich ist?

Die hohe Produktivität von Ölpalmen ist oft mit schädlichen Umweltauswirkungen verbunden. In einem groß angelegten Feldexperiment haben wir Optionen zur Anpassung der Bewirtschaftung getestet, damit der Ertrag hoch bleibt, aber die Umweltauswirkungen geringer sind. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die mechanische Unkrautbekämpfung in Kombination mit einem geringeren Düngemitteleinsatz eine vertretbare Bewirtschaftungsoption ist, die die Umweltbilanz verbessert und sogar den Gewinn erhöht.

21.12. Prof. Dr. Heiko Faust
Universität Göttingen, SFB 990
Globale Umwelt-Governance und lokale Umwelt-Gerechtigkeit in Sumatra, Indonesien

Der Landnutzungswandel in den Tropen fordert aufgrund steigender CO2-Emissionen und hoher Biodiversitätsverluste globale und lokale Regulationen heraus. Problemorientierte internationale Steuerungsinstrumente (z.B. REDD+ Waldschutz, RSPO-Zertifizierungen) sollen die Auswirkungen der Flächentransformationen abschwächen, wobei lokale Kontexte und kleinbäuerliche Perspektiven wenig Beachtung finden. Die Vorlesung diskutiert Konsequenzen und Widersprüche internationaler Initiativen anhand von konkreten Fallbeispielen aus Sumatra.

11.01. Prof. Dr. Vojtěch Novotný
Czech Academy of Sciences und University of South Bohemia, Czech Republic
Papua New Guinea rainforests and their indigenous peoples: history of a complicated relationship

New Guinea has the world’s third largest rainforest, inhabited by indigenous peoples with an extraordinary diversity of cultures and languages. What will determine the future of the forest, and its peoples?

18.01. Prof. Dr. Clara Zemp
Université de Neuchatel, Schweiz, SFB 990
Bauminseln in einem Meer aus Ölpalmen

Die Anreicherung der biologischen Vielfalt in Ölpalmenplantagen ist eine große Herausforderung. Ein wissenschaftliches Experiment in Sumatra (Indonesien) zeigt, dass die Einrichtung von Bauminseln ein vielversprechender Ansatz ist.

25.01. Prof. Dr. Meike Wollni, Dr. Jana Juhrbandt
Universität Göttingen, SFB 990
Wege zu mehr Nachhaltigkeit im Ölpalmenanbau

Um die negativen Umweltauswirkungen des Ölpalmanbaus zu reduzieren, ist eine Nachhaltigkeitstransformation unabdingbar. Der Vortrag präsentiert Ergebnisse experimenteller Studien, die untersuchen, welche Anreize und Interventionen eine solche Transformation unterstützen können. Wir stellen außerdem das „Sustainable Village Project“ vor: Hier werden nachhaltigere Landnutzungsoptionen in einen Reallaboransatz partizipativ geplant, umgesetzt und beforscht.

01.02. Dr. Aiyen Tjoa
Tadulako University, Palu, Indonesia, SFB 990
International research collaboration on changing rainforest landscapes in Indonesia

The lecture highlights benefits, challenges, and opportunities for international research collaboration from an Indonesian point of view: Importance of rainforest transformation, institutional compliance and sustainable development of research infrastructures.

08.02. Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese,
Goethe Universität Frankfurt/Main und Direktorin Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Biodiversität und Mensch im Anthropozän

Im Anthropozän, dem Zeitalter der Menschen, kommt es zu einer dramatischen Beschleunigung vieler sozialer und ökologischer Prozesse. Die Folgen sind, unter anderem, Biodiversitätsverlust, Klimawandel und Umweltverschmutzung. Nach Aussage des Weltbiodiversitätsrats IPBES sind von den geschätzt 8 Mio. Arten auf der Erde eine Million vom Aussterben bedroht. Die Folgen des Rückgangs der Biodiversität sind Einbußen in Ökosystemleistungen und die Unterminierung des Erreichens der Nachhaltigkeitsziele. Was kann getan werden? Angesichts der Bedeutung der Biodiversitätskrise für das Wohlergehen der Menschen benötigen wir eine große Transformation der Gesellschaft, d.h. die fundamentale system-weite Umgestaltung der Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Für die Agrarlandschaft in Deutschland, in der der Artenrückgang besonders hoch ist, bedeutet das, unter anderem, 1. die Ökologisierung der Landwirtschaft, 2. fundamentale Änderungen in der Agrarpolitik, und 3. Veränderungen in Konsum- und Ernährungsverhalten. Durch zügiges, gesamtgesellschaftliches Handeln, zusammen mit der Ausweitung von Schutzgebieten und Renaturierung kann der Rückgang der Biodiversität gestoppt und die Biodiversität wieder erhöht werden.


Veranstaltung verpasst?

Die Videos der Ringvorlesung sind im Anschluss auf dem YouTube-Kanal der Universität zu finden. Zudem werden die Aufzeichnungen der Vorträge immer montags ab 18:05 Uhr im StadtRadio Göttingen (107,1 MHz) ausgestrahlt .




Vergangene Vortragsreihen in der Paulinerkirche: