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Press release: Ernst Caspari zum Gedächtnis: Vertreibung jüdischer Wissenschaftler vor 75 Jahren

Nr. 279/2008 - 09.12.2008

Vorträge am 12. Dezember wenden sich in allgemeinverständlicher Form an die breite Öffentlichkeit

(pug) In einer gemeinsamen Veranstaltung erinnern die Georg-August-Universität und das Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie an die Vertreibung jüdischer Wissenschaftler und die wissenschaftliche Pionierleistung des Genetikers Ernst Caspari (1909 bis 1984). In vier Vorträgen, die sich in allgemeinverständlicher Form an die breite Öffentlichkeit wenden, werden sich Forscher aus Göttingen und Basel (Schweiz) mit Leben und Werk Casparis befassen sowie über die biochemische Genetik und die Entwicklungsgenetik informieren. Das Vortragsprogramm mit dem Titel „75 Jahre Erforschung der Genwirkung – 75. Jahrestag des Beginns der Vertreibungen. Ernst Caspari zum Gedächtnis“ findet am Freitag, 12. Dezember 2008, in der Aula am Wilhelmsplatz statt und beginnt um 15.00 Uhr.

Vor 75 Jahren begannen auch in Göttingen die Entlassungen und Vertreibungen jüdischer Wissenschaftler aufgrund antisemitischer Gesetze. Die Universität verlor rund 50 Professoren und Privatdozenten, darunter viele weltberühmte Gelehrte, ebenso wie zahlreiche junge Forscher. Ernst Caspari war 1931 für seine Doktorarbeit an die Universität Göttingen gekommen. In einer Atmosphäre zunehmender Bedrückung und Bedrohung fand er mit neuartigen Experimenten eine erste Antwort auf die Frage, wie die Eigenschaften eines Organismus durch die Wirkung seiner Gene zustande kommen. Die von ihm begründeten Gebiete der biochemischen Genetik und der Entwicklungsgenetik haben bis heute eine ungeheure Entfaltung erlebt und wirken fort bis in die moderne molekulare Medizin. Caspari musste als Jude die Universität Göttingen verlassen. Der Wissenschaftler ging 1935 in die Türkei und forschte von 1938 an in den USA. Durch seine Flucht entkam er dem Schicksal seiner Mutter und seines Vaters, dem Leiter der Abteilung für Krebsforschung am Staatlichen Institut für Experimentelle Therapie in Frankfurt, die nach Polen deportiert und ermordet wurden.

Zum Auftakt des Vortragsprogramms wird sich Prof. Dr. Herbert Jäckle vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie mit der Frage „Ernst Caspari – und was haben wir daraus gelernt?“ auseinandersetzen. Anschließend spricht Prof. Dr. Ulrich Grossbach vom Göttinger Zentrum für Molekulare Biowissenschaften (GZMB) zum Thema „Entwicklungsgenetik in schwieriger Zeit“. In dem dritten Vortrag referiert Prof. Dr. Walter Gehring von der Universität Basel über „Ernst Caspari – und die Anfänge der biochemischen Genetik“. Zum Abschluss informiert Prof. Dr. Matthias Dobbelstein vom GZMB über „Das Ernst-Caspari-Haus“. Prof. Dr. Wolfgang Engel von der Abteilung Humangenetik an der Universitätsmedizin Göttingen wird die Veranstaltung moderieren. Ein Grußwort spricht Universitäts-Präsident Prof. Dr. Kurt von Figura.