Hören, Lesen, Sehen, Spüren: Märchenrezeption im europäischen Vergleich
Märchen entwickelten sich in Europa im Lauf der Moderne zum privilegierten Genre so genannter »Volkspoesie«. Märchen wurden in breit rezipierten Druckwerken der frühen Neuzeit eingearbeitet, wie etwa Chaucers Canterbury Tales, Boccaccios Decamerone oder Basiles Pentamerone. Siet Peraults Contes de ma mère l’oie wurden Märchen gesammelt, bereinigt, nacherzählt und zunehmend wissenschaftlich begleitet und redigiert. Im Lauf des 19. Jahrhunderts wuchs das Märchen zu einer Erzählform heran, die aus bürgerlichen Kulturen, die um ihre Nationalstaatlichkeit rangen, nicht mehr wegzudenken waren.
Die nicht abbrechende Flut von Märchenbüchern für jung and alt, ethnischen Sammlungen und Parodien sowie auch der Einsatz des Märchens in den unterschiedlichsten ästhetischen und gesellschaftspolitischen Kontexten weckt die Neugierde darauf, wie diese Gattung rezipiert wurde und wird. Nachhaltige Popularität beruht zumindest teilweise auf breiter Rezeption, deren Erforschung gerade heute in einem Zeitalter multimedialer Verarbeitung vieler Erzählinhalte, inklusive des Märchens, interessante Ergebnisse zeitigen kann.
Ziel der öffentlichen Vortragsreihe »Hören, Lesen, Sehen, Spüren: Märchenrezeption im europäischen Vergleich« ist es daher, die Spuren der Wahrnehmung und Rezeption des Märchens im europäischen Vergleich nachzuvollziehen. Wo und in welchen Kontexten wurden Märchen gehört und gelesen? Wann und wie wurden Märchen in Theater, Oper, Ballett, Film, Cartoon und Internetdarstellung verarbeitet und auf welche Rezeption stießen und stoßen sie? Welche Rolle schließlich spielt die Übersetzung, sowohl rein sprachlich wie auch von einem Medium ins andere, in der Rezeption des Märchens?
Ort der Veranstaltungen ist die Paulinerkirche, Papendiek 14. Sie beginnen jeweils am Montag um 18 Uhr c.t..