Göttinger Nachwuchsgruppe erforscht die Rolle von Musik in Konfliktsituationen
Ohrenbetäubende Heavy Metal-Musik oder ein Kinderlied in Endlosschleife – in der Dokumentation erzählen Augen- und Ohrenzeugen, wie zum Beispiel in Guantánamo, im Irak und in Afghanistan Gefangene durch Musik gefoltert wurden. Für die knapp einstündige Dokumentation (11. Juli 2011, 23.25 Uhr, ARTE) tauschte sich Regisseur Tristan Chytroschek unter anderem mit Juniorprofessorin Dr. Morag Josephine Grant aus. Die Musikwissenschaftlerin leitet an der Universität Göttingen die aus Mitteln der Exzellenzinitiative geförderte Free Floater-Nachwuchsgruppe „Musik, Konflikt und der Staat“.
Mit Detailstudien zu Fallbeispielen aus unterschiedlichen Epochen und Kulturen versucht die Nachwuchsgruppe, eine musikwissenschaftliche Perspektive auf die Dynamiken von bewaffneten und gewaltsamen Konflikten zu entwickeln. In einem neuen Projekt erforscht sie, wie Musik in Zusammenhang mit Folter und anderen Formen der grausamen, unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung und Bestrafung verwendet wird.
Zudem erforscht die Nachwuchsgruppe den Zusammenhang zwischen Musik und dem Einsatz von Kindern in militärischen und paramilitärischen Organisationen und untersucht Musik und Missionierung im Kontext der Kolonialisierung und Kolonialkriege. Weitere Forschungsschwerpunkte sind die Rolle von Musik im Rundfunkwesen in Kriegszeiten und in Kriegspropaganda sowie der Einsatz von Musik bei der Anstiftung zu Hass und Gewalt, auch im Kontext von Völkermord.