Die Förderung diagnostischer Kompetenzen bei Lehramtsstudierenden in 'situierten Lernbedingungen' (Schriftspracherwerb)
Dženana Mörtl-Hafizović, Andreas Hartinger & Maria Fölling-Albers (Regensburg)
Die Umsetzung aktueller Modelle des Schriftspracherwerbs stellt (künftige) Lehrer/innen vor immer komplexere Anforderungen: Lehrer/innen sollten in der Lage sein, jedes einzelne Kind auf der Grundlage einer (umfassenden) Lernstandsdiagnose mit jeweils entsprechenden Lernangeboten individuell angemessen zu fördern. Für eine kompetente Diagnose und eine darauf aufbauende Förderung müssen Lehrer/innen die Entwicklungsverläufe von Kindern, d.h. z.B. auch ihre Lese- und Schreibstrategien, verstehen können. Die Lehrerbildung benötigt daher Methoden zum Aufbau einer Wissensbasis, die sich durch einen hohen Grad an Anwendungsqualität und Komplexität auszeichnet. Die Integration situierter Lernformen in die universitäre Lehre erscheint hier vielversprechend.
Letztes Jahr wurde auf der ZeUS-Tagung vorgestellt, dass situierte Lernbedingungen im Vergleich zu traditionell-textbasierten Lernbedingungen besser in der Lage sind, anwendungsbezogenes Wissen zu unterstützen. Zudem konnte gezeigt werden, dass Studierende mit unterschiedlicher Ambiguitätstoleranz zunächst zwar verschieden von den beiden Lernbedingungen profitieren, dass diese Unterschiede aber im Verlauf der Interventionseinheiten verschwinden.
Im diesjährigen Vortrag soll nun die genaue Analyse verschiedener Wissensformen, die anhand von Wissenstests und der Bearbeitung von Fallbeispielen erhoben worden waren, vorgestellt werden. Es ist die Vermutung zu überprüfen, dass situierte Lernbedingungen v.a. im Hinblick auf anwendbares Wissen (im Kontext der Untersuchung bedeutet dies v.a. die richtige Diagnose und korrekte Auswahl geeigneter Fördermaßnahmen für einzelne Kinder) positive Auswirkungen haben, im Hinblick auf den Erwerb von Faktenwissen jedoch keine Vorteile besitzen bzw. hier evtl. sogar schlechter sind.
Anhand von Interviews mit ausgewählten Studierenden werden zudem die Lernprozesse in den verschiedenen Lernbedingungen unter dieser Fragestellung genauer beleuchtet.