Jhering Global – Konzept und Anlage
Zum 200. Geburtstag Rudolfs von Jhering veranstalteten die Georg-August-Universität Göttingen und die Leibniz Universität Hannover am 6. und 7. September 2018 das internationale Symposium Jhering Global.
Sein Thema war die weithin noch unerforschte grenzüberschreitende Rolle, die das Werk Jherings bis heute spielt.
Ausgangsidee ist die umfassende Erschließung der internationalen und interdisziplinären Forschungsperspektiven auf das rechts- und sozialwissenschaftliche Gesamtwerk von Rudolf von Jhering (1818-1892). Die Eröffnung dieser Forschungsperspektiven wird für die Rechtswissenschaften nachdrücklich in den Empfehlungen des Wissenschaftsrats von 2012 gefordert. Kaum ein anderes juristisches Werk ist für diese beiden Forschungsperspektiven besser geeignet als dasjenige von Jhering.
Ziel der Tagung ist die systematische Aufdeckung der über ein Jahrhundert und über drei Kontinente reichenden Transfergeschichte von Jherings Denken, das nicht nur in Europa, sondern auch in Übersee bis in die Gegenwart hinein aktuell ist. Von Bogotá bis Warschau zeugen davon weltweit ständig neue Übersetzungen ganz unterschiedlicher Werke Jherings. Daher sollen Rechtswissenschaftler/innen aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland ihre nach Sprach- und Kulturraum unterschiedlichen Sichtweisen auf Jherings Werk in die Diskussion mit den Vertretern der deutschsprachigen Rechtswissenschaft einbringen.
Auf diese Weise wird ein wesentlicher Forschungsbeitrag geleistet zu der bis in das 21. Jahrhundert hineinreichenden Geschichte des globalen Transfers von Ideen im Sinne des von den Kulturwissenschaften in den 1980er Jahren entwickelten Konzepts eines cultural transfer, der Veränderungen, Rückwirkungen und Abstoßungen ebenso einschließt wie Übernahmen und Weiterentwicklungen.
Da Jherings Werk aber in einer für einen Juristen geradezu einmaligen Weise nicht nur im geographischen Sinn grenzüberschreitend ist, sondern auch mit Blick auf die heute etablierten Wissenschaftsdisziplinen, hat das Symposion noch ein zweites interdisziplinär ausgerichtetes Ziel, die Untersuchung des bis heute wissenschaftshistorisch nicht geklärten Beitrags Jherings zur Etablierung der Sozialwissenschaften sowie seine vielfältigen Bezüge auf die sich um 1850 revolutionierenden Naturwissenschaften, insbesondere die Chemie.
Dazu haben die Veranstalterin und der Veranstalter eine Reihe hochkarätiger internationaler Jhering-Expertinnen und Experten eingeladen. Für den Auftakt konnten sie den Juristen, Schriftsteller und Librettisten Michael Kunze gewinnen, der heute zu den weltweit wohl besten Jhering-Kennern zählt.